Essen. . Wärme und Strom aus Karnap: Im RWE-Müllheizkraftwerk sahen Leser, wie aus Abfall Energie erzeugt wird. Die gigantische Anlage läuft Tag und Nacht.

Viel Zeit zum Sprechen hat Rainer Krieg nicht: Konzentriert bewegt er per Joystick den stählernen Greifarm, der gerade fünf Tonnen Müll Richtung Verbrennungsöfen transportiert. Über einen riesigen Trichter rutscht der Abfall ins Feuer, dann schwenkt der Arm zurück und schwebt lauernd über den Überresten der Zivilisation, die ins Müllheizkraftwerk Karnap angeliefert werden.

Staunend verfolgen die WAZ-Leser, die das Kraftwerk besichtigen, das Schauspiel. Durch eine Panzerglasscheibe, die den Geruch abhält, schauen sie aus 21 Meter Höhe auf die undefinierbare, unappetitliche Masse unter ihnen, während Rainer Krieg von seinem drehbaren Sessel den ankommenden Unrat beobachtet. „Ab und an landet etwas im Müllbunker, das nicht verbrannt werden kann“, erzählt er den Besuchern, „das muss ich aussortieren.“ Letztens war es ein ganzes Boot, davor auch schon mal eine Stahlbadewanne oder ein kompletter Pkw-Anhänger.

Abfall wird bei knapp 1000 Grad verbrannt

16 Müllfahrzeuge gleichzeitig können ihren Abfall in den Müllbunker kippen. Ein Unterdruck im Bunker sorgt dafür, dass sich an der Abladestelle der Gestank in Grenzen hält.
16 Müllfahrzeuge gleichzeitig können ihren Abfall in den Müllbunker kippen. Ein Unterdruck im Bunker sorgt dafür, dass sich an der Abladestelle der Gestank in Grenzen hält. © FUNKE Foto Services

450 Müllfahrzeuge bringen täglich alles, was die Essener, Bottroper und Gelsenkirchener in ihre grauen Tonnen werfen, nach Karnap. Im Jahr kommen an die 380.000 Tonnen Müll zusammen dazu nochmal die gleiche Menge Gewerbemüll. Der Abfall wird bei knapp 1000 Grad verbrannt und aus den freiwerdenden Dämpfen wird mittels Turbinen Strom erzeugt. „Wir produzieren 48 Megawatt pro Stunde“, sagt Gordon Schnee, Abfallbeauftragter beim Kraftwerkbetreiber RWE. Ein Teil der Energie wird ins Stromnetz eingespeist, der andere in die Fernwärmeschiene Ruhr.

„Also im Winter heize ich mit dem Müll, den ich wegwerfe“, stellt Leserin Kristina Nyström fest. Die gebürtige Schwedin ist beeindruckt von den Zahlen, Daten und Fakten, die Gordon Schnee verständlich und gut sortiert vorträgt. Viel wird über die Schadstoffbilanz und den Umweltschutz gesprochen. „Unsere Rauchreinigungsanlage ist genauso groß wie das Kraftwerk. Zudem werden aus dem verbrannten Müll alle Schadstoffe herausgefiltert und entsorgt“, versichert Gordon Schnee.

Kameras übertragen Bilder aus den Öfen

Besuch im Müllheizkraftwerk

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Dirigiert wird das Heizkraftwerk, das tagein tagaus in Betrieb ist, von einer Zentrale, die sich hinter dicken Türen und Wänden verbirgt. Kameras übertragen Bilder aus den vier Öfen auf große Monitore, die von den Kraftwerkern nicht aus den Augen gelassen werden. Digital wird mittels Luftzufuhr das Feuer so gesteuert, dass die Gradzahl nicht überschritten wird. „Hier hat sich ja alles total verändert“, staunt Paul Zientarra, der die Gelegenheit nutzt, um Enkelsohn Ben seinen alten Arbeitsplatz zu zeigen. Vor 25 Jahren hat der Pensionär als Schichtführer die Anlage gefahren, seitdem war er nie wieder hier.

Letzte Station ist der 200 Meter hohe Kamin, „Essen höchstes Gebäude“, sagt Gordon Schnee. Hinauffahren dürfen die Leser nicht. „Wenn da wirklich nur saubere Luft raus kommt, habe ich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich zu viel Müll produziere“, stellt Leser Klaus Reich zum Abschluss fest.