Essen. . Das Theater Essen Süd spannt einen weiten Programm-Bogen. Ein prominenter US-Regisseur will sogar vorbeischauen

Beim Theater Essen Süd stehen sowohl Bühnenklassiker als auch die Adaption eines Kultfilms auf dem Spielplan. „Wir machen einfach das, was uns Spaß macht”, sagt Raphael Batzik, der mit seinen 25 Jahren zu den jüngsten Theaterleitern in der Region gehört.

Vor zwei Jahren hat er sich zusammen mit Philipp Steimel den Traum von der eigenen Bühne erfüllt. „Wir kannten uns aus der freien Szene, wo wir beide schon länger aktiv sind”, betont Batzik. „Und da sprach Philipp mich an: Hey, ich hab ‘ne Bühne zur Verfügung, magst du mit mir dort ein Theater eröffnen?” Diese Bühne ist eine Theaterschule auf einem Hinterhof in einer Wohnstraße, unweit des Bahnhofs Süd. Dementsprechend klein ist sie: Maximal 40 Zuschauer können bei einer Inszenierung dabei sein. „Wir sind Schauspieler zum Anfassen”, sagt Batzik und lächelt. Er hat seine ersten Erfahrungen bei jungen Schauspielgruppen, zum Beispiel beim Theater an der Ruhr, gesammelt. Dort hat er auch Regiehospitanzen absolviert und stand als Schauspieler auf der Bühne.

Stahlarbeiter bis Profischauspieler

Philipp Steimel hat eine Ausbildung zum Clown am Figurentheater-Kolleg Bochum absolviert: „Fürs Schauspielstudium hat’s nicht gereicht”, sagt er und grinst. Mit weißer Schminke und roter Pappnase trete er zwar nach wie vor nicht auf, aber: „Ich habe viel über Spieltechniken, Timing und Emotionen für mein Handwerk gelernt”, sagt der 35-Jährige, dessen Clownlehrer Thilo Matschke zum Ensemble des Theater Essen Süd gehört und dort auch Improtheater-Training anbietet.

Überhaupt ist das Ensemble schon zu einer festen Größe gewachsen. „Vom Stahlarbeiter bis zum Profischauspieler ist alles dabei”, so Steimel. Die meisten Stücke konzentrieren sich auf wenige Darsteller. Zum Beispiel führt Steimel Shakespeares „Sommernachtstraum” allein auf, Goethes „Faust” meistern Steimel und Batzik zu zweit. „Wir haben den gesamten Text auf Faust und Mephisto verteilt”, erläutert Batzik.

Die bisher größte Produktion ist „Reservoir Dogs” nach Quentin Tarantinos Debütfilm: Bei der Gangstergroteske stehen sechs Schauspieler auf der Bühne – und nicht nur dort. „Wir bespielen den Saal, auch in den Hof geht’s”, verrät Raphael Batzik. Um die Rechte an dem Filmstoff zu bekommen, fragten sie sogar beim US-Verleiher an – und dieser antwortete freundlich: „Man gab uns die Genehmigung mit einem schönen Gruß von Mr. Tarantino, der sich vorgenommen habe, sich das Ergebnis anzusehen”, sagt Batzik stolz. Noch hat der US-Kultregisseur diese Ankündigung nicht wahr gemacht.

An einen weiteren großen Namen wagt sich das Theater bald: Am 12. November hat „Kafka – Die Verwandlung” Premiere: „Es soll der Auftakt zu einer Kafka-Trilogie werden”, so Steimel. Wie viele der Inszenierungen soll auch diese mit wenig Bühnenbild und Requisiten auskommen, um Gastspiele zu ermöglichen. Mit „Faust” bespielt das Duo regelmäßig Schulen – eine der Haupteinnahmen für die Theatermacher. „Mit unserem eigenen Theater spielen wir gerade die Produktionskosten ein”, so Steimel. Und das, obwohl viele Vorstellungen gut besucht sind: Während viele andere freie Theater oft klagen, wie schwierig es ist, junge Erwachsene als Publikum zu gewinnen, gehen vor allem junge Menschen zwischen 20 und 40 ins Theater Essen Süd. „Wir sind oft in der Studentenszene unterwegs und nutzen soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram”, erläutert Batzik.

Nur eins wünschen sich die beiden noch: Eine größere Bühne – mit mehr Platz für Zuschauer. Damit noch mehr Menschen an ihrem Traum teilhaben können – und das Theater zum Broterwerb reicht.