Essen-Rüttenscheid. . Menschen mit Migrationshintergrund werden im Theaterprojekt „mund:ART“ auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Sprache wird dabei spielerisch vermittelt.

Es ist nur ein Theaterstück, das morgen im Katakomben-Theater Premiere feiert. Was dahinter steht, ist jedoch viel mehr als das, was auf der Bühne zu sehen sein wird. Das „mund:ART“-Projekt (ART=Arbeit, Rat & Tat) des Bochumer Unternehmens „defakto“ richtet sich an Menschen, die ihre Deutschkenntnisse verbessern möchten. Die Verantwortlichen wollen bei der Integration von Migranten helfen – durch berufliche Orientierung, Netzwerkarbeit und Sprachförderung. Das alles aber kombiniert mit dem Theaterspielen.

14 arbeitssuchende Migranten zwischen 19 und 23 Jahren nehmen an dem neun Monate dauernden Projekt teil. Im Februar begann, was nun mit zwei Aufführungen seinen vorläufigen Höhepunkt findet. „Da zeigen wir uns der Öffentlichkeit und eine Art Zwischenstand des Projekts“, sagt Jobcoach Lea Paulikat.

Die Theaterarbeit, sind sich die Verantwortlichen sicher, ist ein wichtiger Baustein in der persönlichen Entwicklung der Migranten. „Sie tanken auf der Bühne Selbstbewusstsein. Wenn mein Coaching direkt nach den Proben liegt, merke ich, wie groß die Schritte sind, die sie da machen“, sagt Paulikat.

Sarah Latza ist für die Sprachförderung im Projekt zuständig. Auch sie ist überzeugt von dem spielerischen Umgang mit der deutschen Sprache. „Hier erleben sie das Sprechen ganz anders als bei normalen Sprachkursen. Alles ist viel praxisnäher“, beschreibt Sarah Latza den Ansatz. Das Sprachniveau der Teilnehmer – die aus Syrien, Irak, Polen, Weißrussland, Bulgarien und Kamerun kommen – sei ganz unterschiedlich. Trotzdem werde von Beginn an nur Deutsch gesprochen. So unterschiedlich wie das Sprachniveau seien auch die Zielsetzungen, die mit den Teilnehmern zu Beginn des Projekts zusammen definiert werden. Am Ende sollen etwa ein Praktikumsplatz, eine Ausbildung, ein Job oder ein erfolgreich abgeschlossener Sprachtest stehen.

Fünf Tage die Woche werden die jungen Migranten von 9 bis 14 Uhr gecoacht und unterrichtet. Das Förderprojekt ist in drei Blöcke unterteilt. Im ersten Block geht es um die Zielsetzung, Orientierung, und Grundlagen in der Theaterarbeit. Im zweiten Teil wird die Arbeit im Theater und die Jobsuche intensiviert. Der letzte Block soll in dem anfangs formulierten Ziel münden und abschließend darauf vorbereiten.

Das Projekt läuft in Kooperation mit dem Essener Jobcenter. „Zu Beginn haben wir die Idee einmal vorgestellt. Das Jobcenter hat dann passende Kandidaten angeschrieben“, erklärt Paulikat. Seit 2014 gibt es das Unternehmen in Bochum. Das Projekt läuft das erste Mal in Essen.

Theaterpädagoge Danny Friedrich ist für das Stück „Wir sind wie Sterne“ verantwortlich. Die einstündige Aufführung werde in Episoden erzählt, aber immer unter dem Gesichtspunkt, dass alles im Leben miteinander verbunden ist und sich gegenseitig beeinflusst. „Die Figuren, Texte und Szenen haben die Teilnehmer selbst entwickelt. Es wird ruhige, lustige, aber auch sehr ernste Momente geben.“

Die Idee sei gewesen, einen biografischen Zugang zu suchen. „Es geht um Themen wie Freiheit und Frieden. Die Teilnehmer kommen mit so unterschiedlichen Geschichten in das Projekt und mit ihnen noch viele Menschen und Geschichten mehr nach Deutschland.“ Das Theaterstück solle diese Vielfalt spiegeln.

Die Aufführungen am Mittwoch, 31. August, und Donnerstag, 1. September, um 19.30 Uhr sind kostenfrei. Ort: Katakombentheater, Girardetstr. 2-38. Die Veranstalter raten dazu, sich Tickets zu reservieren auf defakto.org