Essen. . Hohe Pointendichte, originelle Typen und schwungvolle Ruhrgebietstöne: Sigi Domkes „Wo bitte geht’s zur Bank“ wird im Theater Freudenhaus gefeiert

Der Tisch ist aus „Freunde der italienischen Oper“ entliehen, die Garderobe aus „Zwei Witwen sehen rot“. Kostüme und Instrumente haben die Akteure selbst mitgebracht. Das Theater Freudenhaus kann sich nie zwei neue Produktionen pro Saison leisten, da hilft nur ein kostengünstiges Gastspiel am Stück, genannt Sommerspezial. Mit drei leidenschaftlichen Darstellern, einer abenteuerlichen Geschichte und flotten Ruhrgebietstönen wurde „Wo bitte geht’s zur Bank“ daraus. Die jüngste Komödie von Sigi Domke erntete bei der Premiere in Steele viel Beifall.

Finanzkrise bei den Kalinowskis: Das Rentnerpärchen Gitti und Otto ist gesundheitlich auf dem absteigenden Ast, ihre einst glühende Liebe ziemlich eingerostet. Die Feier zur Goldenen Hochzeit könnte der letzte Höhepunkt sein. Als sie das dafür Ersparte abheben wollen, ist fast alles futsch. Statt klein beizugeben, planen sie, der Bank für die falsche Beratung mal gehörig auf die Füße zu treten und das Geld zurückzufordern. Gewagte Ideen reißen die beiden aus ihrem Trott. Enkelin Steffi tut, was getan werden muss, um alles ins rechte Lot zu bringen.

Liebevoll gezeichnete Figuren

Termine und Karten

Die Komödie „Wo bitte geht’s zur Bank“ von Sigi Domke mit Ruhrgebietssongs von Hans Martin Eickmann wird noch an zwei weiteren Wochenenden im Steeler Theater Freudenhaus im Grend, Westfalenstraße 311, zu sehen sein: 26., 27. und 28. August sowie am 2., 3. und 4. September.

Kartenreservierung unter: 851 32 30 oder www.theater-freudenhaus.de

Genau so sieht ein richtiges Domke-Stück aus: Pointendichte und liebevoll gezeichnete Figuren vereinen sich mit einem aktuellen Thema. Der Meister der Ruhrgebietskomödie hat es heruntergebrochen bis zu den kleinen Leuten, die für die Fehler der Banken zahlen müssen. Doch dann gehen sie aus dem Schlamassel gestärkt hervor. Optimismus ist bei Domke ein Muss. Das Spiel mit Klischees und Wiedererkennungseffekten funktioniert bestens - außer bei der grenzwertig geratenen Olga von der Wolga.

Musik war ursprünglich nicht vorgesehen, erweist sich aber als echtes Plus. Regisseur Axel Kraus konnte die 13 von Hans Martin Eickmann auf Ruhrpottsprache umgedichteten Songs perfekt einbinden und ein schwungvolles, zuweilen kritisches Amüsement daraus machen. Zugegeben, die Rocky-Horror-Einlage war ein wenig überdreht. Doch die Coverversionen von Roy Orbisons „Pretty Woman“, „Tupthumping“ der Band Chumbawamba, „Alles nur Beschiss“ der Prinzen bis hin zum melancholischen „Mmm Mmm Mmm Mmm“ der Crash Test Dummies gelangen absolut mitreißend. Und die Zuschauer hatten jede Menge „Spass inne Backen“.

Ein spielfreudiges Ensemble

Den nicht unerheblichen Rest besorgte ein spielfreudiges Ensemble: Hans Martin Eickmann als schusseliger Rock-Otto, seine Tochter Inga Stück unter anderem als besorgte Enkelin Steffi und Markus Kiefer als renitente Gitti. Letzterer machte das Publikum kein bisschen „rammdösig“, sondern eroberte grantelnd, trockenhumorig und pingelig die Herzen im Sturm.