Essen. . Zwölf Standorte mit 1871 Asylplätzen stehen infrage. Vier davon liegen nur auf Eis, sechs sind verzichtbar, wenn die Stadt den Opti-Gewerbepark nutzt.
- Pläne für Unterkünfte am Stauseebogen und an der Rotthauser Straße sind vom Tisch
- Aufgeschoben werden Neubauten an Nöggerathstraße, Volkswald und Handwerkerpark
- Drei als Behelfsunterkünfte genutzte Schulen sollen wieder reaktiviert werden
Gerade mal sechs Monate ist es her, dass die Essener Politik sich unter argem Bauchgrimmen auf einen Asyl-Kompromiss einigen konnte. Doch die damals beschlossene groß angelegte Neubau-Offensive von stadtweit tausenden Asyl-Plätzen, sie wird jetzt in Teilen abgeblasen.
Grund dafür ist vor allem der Umstand, dass die abklingende Flüchtlingswelle mittlerweile auch in Essen zu einer entspannten Lage führt. Hinzu kommen Planungs-Probleme an einzelnen Standorten und die Möglichkeit, gleich mehrere Unterkünfte aufzugeben, wenn die Stadt das vom Land geräumte Groß-Asyl im Opti-Gewerbepark übernimmt. Unterm Strich stehen zwölf aufgegebene Asyl-Standorte mit insgesamt 1871 Plätzen.
Asyl-Standorte mit zusammen 890 Plätzen vorerst auf Eis
Im Einzelnen schlägt die Stadtverwaltung folgende Schritte vor: Die Pläne für Flüchtlingsheime am Stauseebogen in Heisingen (100 Plätze) und an der Rotthauser Straße/Wendtwiese (200 Plätze) werden eingestampft. Im ersteren Fall stehe der Aufwand eines erforderlichen wasserrechtlichen Verfahrens in einem argen Missverhältnis zu der erreichbaren Zahl von Plätzen, heißt es. Im zweiten Fall mag der Eigentümer das Grundstück schlichtweg nicht verkaufen.
Darüber hinaus werden vier weitere Asyl-Standorte mit zusammen 890 Plätzen vorerst auf Eis gelegt. Es handelt sich um die Unterkünfte an der Nöggerathstraße in Altendorf (140 Plätze), am Volkswald in Heidhausen (200 Plätze) und um die Erweiterung des Standortes Hubertstraße in Frillendorf um 150 Plätze. Zudem sei inzwischen klar, dass auch Am Handwerkerpark in Katernberg (400 Plätze) die geplante Asyl-Unterkunft „nicht in vorhersehbarer Zeit“ entstehen dürfte.
Standorte sollen als Grundschulen reaktiviert werden
Und schließlich könnte die Stadt nach eigenem Bekunden auf sechs derzeit genutzte Flüchtlingsunterkünfte verzichten, wenn sie das vom Land Ende Mai überraschend geräumte Groß-Asyl im Opti-Gewerbepark nutzt. Aufgegeben würden dann nicht nur einige Hotelkontingente mit rund 130 Plätzen, sondern auch drei als Behelfsunterkunft genutzte ehemalige Schulen: an der Tiegelstraße im Nordviertel (236 Plätze), an der Hatzper Straße in Haarzopf (192 Plätze) und Im Neerfeld in Frintrop (120 Plätze).
Alle drei Standorte sollen als Grundschulen reaktiviert werden, denn an bestehenden Schulen lasse sich der zuletzt gestiegene Bedarf an Eingangsklassen im jeweiligen Stadtbezirk nicht decken, so die Stadt in einer Vorlage, die vom Rat noch abgesegnet werden muss.
Durch die geplante Kurskorrektur darf sich das Essener Bürger Bündnis bestätigt fühlen, das schon im Juni vor beachtlichen Überkapazitäten gewarnt hatte, wenn die Stadt ihre Neubaupläne für Flüchtlings-Unterkünfte nicht spürbar stutzt.