Essen. . Täglich verlassen 300.000 Zeitungen das Druckzentrum der Funke-Gruppe. Sieben Rotationsmaschinen produzieren mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h.

Haushoch ragen die gestapelten Papierrollen in die Höhe. Wieviel in dem großen Papierkeller lagern, lässt sich kaum abschätzen. „Der Vorrat reicht vielleicht für die nächsten 14 bis 18 Tage“, erklärt Führer Björn Knoblich den 36 Zeitungslesern, für die sich die Pforte des Druckzentrums der Funke-Mediengruppe in Essen, der zweitgrößten Druckerei Deutschlands, geöffnet hat. Und legt gleich ein paar Zahlen nach: „Eine Rolle enthält bis zu 24 Kilometer Papier, ist um die 2000 Kilo schwer und kostet 1000 Euro. Für eine einzelne Zeitung werden übrigens 2,7 Meter verbraucht.“

Es ist nicht nur zahlenmäßig ein Ort der Superlative, den die Lesergruppe auf ihrem zweistündigen Rundgang bestaunt. Schon die Ausmaße sind beeindruckend: Allein die Verladehalle ist 200 Meter lang. 100 Lastwagen rücken in den Morgenstunden an, um die gefalteten und in Stößen verpackten Zeitungen zu den Abonnenten zu bringen. Dazwischen liegt ein Prozess, der bei der Recherche, beim Verfassen des Artikels und beim Schießen der Fotos beginnt und im Briefkasten der Leser endet.

Eine Rotationsmaschine kostet zwölf Millionen Euro

Herzstück ist natürlich die Druckerei: Sieben 15-Meter hohe Rotationsmaschinen stehen in Reih und Glied, jede 12 Millionen Euro teuer. Wenn sie erst mal loslegen, dann drucken, schneiden und falten sie mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Stundenkilometer.

Eine Papierrolle enthält bis zu 24 Kilometer Papier, wiegt 2000 Kilogramm und kostet 1000 Euro.
Eine Papierrolle enthält bis zu 24 Kilometer Papier, wiegt 2000 Kilogramm und kostet 1000 Euro. © FUNKE Foto Services

Was wann gedruckt wird, ist genau festgelegt und wird von den Druckereimitarbeitern per Computer gesteuert. „Wir drucken ja nicht nur eine Ausgabe, sondern 30 unterschiedliche“, erklärt Björn Knoblich und zeigt die verschiedenen Alu-Druckplatten, die täglich neu hergestellt werden. Vier Platten sind pro Zeitungsseite nötig. „Klar, ist ja auch Vier-Farb-Druck“, weiß ein Leser. Jede Stadt erhält ihre Lokalausgabe, dazu den lokalen Sport und die Stadtteil-Seiten. 300 000 WAZ- und NRZ-Ausgaben entstehen so Nacht für Nacht.

Transportbänder wie Achterbahnen

„Wieviel Logistik dahintersteckt, das ist ja der Wahnsinn“, zeigt sich Leserin Helga Schwarz schwer beeindruckt, als sie eine Treppe höher die Zeitungsstraßen in der Sortieranlage sieht. Wie Achterbahnen schlängeln sich die automatischen Transportbänder durch die Halle und liefern die Zeitungen am richtigen Ort ab, wo sie gebündelt werden und fertig zum Abtransport sind. „Seit 51 Jahren bin ich Abonnent, aber ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, was alles passiert, bis die Zeitung an meinem Frühstückstisch liegt“, sagt Jürgen Wittbecker.

Und am Ende der Führung, als alle Leser eine frisch gedruckte Ausgabe des morgigen Tages in den Händen halten, findet Walter Böse die passenden Worte zum Abschluss: „Ab heute lese ich die Zeitung mit anderen Augen.“