Essen. Ein gutes Dutzend Leser bekam exklusive Einblicke beziehungsweise Ausblicke: Oberbürgermeister Thomas Kufen empfing sie persönlich oben im Rathaus.

Richtig feierlich ging die Rathaus-Führung für ein gutes Dutzend WAZ-Leser los – wer wollte, bekam ein Glas Sekt oder Orangensaft; elegant serviert in der 22. Etage des Rathauses. Das ist Essen ganz oben: Der Stock mit Panorama-Blick ist sonst nur offiziellen Gästen bei Empfängen vorbehalten.

Oberbürgermeister Thomas Kufen nahm sich dort eine halbe Stunde Zeit für unsere Leser, um aus seinem Berufsalltag zu berichten. Später stiegen die Teilnehmer der Führung dem gesamten Rathaus sprichwörtlich noch aufs Dach, und einen Einblick in die Haustechnik gab es auch.

„Manchmal“, plauderte ein erkennbar gut gelaunter Oberbürgermeister drauf los, „erinnert mich das Rathaus an meine eigene Kindheit, in der Farben wie Orange und Braun dominierten.“ Kufen, Jahrgang ‘73, spielte damit auf das stockdustere Holz-Interieur in den Sitzungssälen, den Fluren und schließlich auch in seinem eigenen Büro an. „Wenn man hier jeden Tag verbringt, merkt man an der einen oder anderen Stelle, dass das Rathaus in die Jahre gekommen ist.“

Objekte für Mehrgenerationen-Wohnen gesucht

Eröffnet wurde es 1979, und erst neulich, erzählt Kufen, kam sein Büroleiter mit einem goldenen Schlüssel in einer Schatulle an. „Ich dachte, der gehört zum Goldschatz, den die Stadt so lange gesucht hat“, flachste Kufen, doch schließlich kam heraus: Diesen Schlüssel bekam einst Vorvorvorvorvorgänger Horst Katzor, OB von 1969 bis 1984, bei der Rathaus-Eröffnung in die Hand gedrückt. „Das war tatsächlich der Schlüssel zum damaligen Bierlager“, erzählte Kufen, und seine Zuhörer lachten laut auf. Und heute? „Ist da bloß noch ein Abstellraum.“ Den Schlüssel übrigens hat Kufen erst kürzlich dem Stadtarchiv übergeben, für dokumentarische Zwecke.

Kufen eilte dann wieder zur Arbeit, nicht ohne noch die Chance zu nutzen, die Leute Fragen stellen zu lassen: „Was ist in Essen mit generationsübergreifendem Wohnen?“, fragte Leserin Monika Heuer aus Überruhr. Kufen verwies spontan auf einige Projekte, ließ sich aber doch sagen: „Andere Städte wie Dortmund, Düsseldorf oder Hattingen sind da weiter. Wir suchen seit Jahren nach geeigneten Objekten.“ Kufen versprach, sich umzuhören, ließ sich noch die Adresse der Leserin notieren, für eine Antwort.

Keine markanten Gebäude in Frohnhausen

Schließlich ging’s noch eine Etage höher – aufs Dach des Rathauses kommen wirklich nur die allerwenigsten Leute, und oben drauf war’s einerseits erstaunlich windstill, andererseits stand man zwischen großen Abluft-Rohren – tatsächlich roch es nach Fritten, denn die gab es an diesem Tag in der Rathaus-Kantine.

Ach ja, der Ausblick: „Schade, dass Frohnhausen kein markantes, hohes Gebäude hat“, sagte Leserin Marianne Marquardt aus – nun ja: Frohnhausen. Doch der Blick war auch so lohnenswert: Im Norden die Schalke-Arena und die Kokerei Prosper in Bottrop, im Süden die ersten Hügel des Ruhrtals, im Osten das Bochumer Planetarium.

Stadtsprecherin Silke Lenz verabschiedete nach anderthalb Stunden die Gäste: „Wir hoffen, Ihnen hat es gefallen!“

Keine Frage, das hat es.