Essen. Die Kleiderkammer im Essener Opti-Park wird geräumt, die Zukunft des früheren Asylheims ist offen. Dabei sind die Brandschutzmängel behoben.

  • Die Kleiderkammer im Essener Opti-Park muss geräumt werden
  • Es ist offen, ob das Land das verwaiste Asylheim noch einmal nutzen wird
  • Dabei sind die Brandschutzmängel, die zur Räumung führten, behoben

Hunderte Hosen, Hemden, Jacken warten in der Kleiderkammer im Essener Opti-Park noch auf neue Träger; die Sachen sind sauber, sortiert und nach Größen geordnet. Sie erzählen von den vielen Stunden, die Ehrenamtliche hier verbracht haben, um Flüchtlinge in der Unterkunft einzukleiden – und sie willkommen zu heißen. „Willkommen in Essen“, so heißt auch die Initiative, die nun diesen freundlichen Ort räumen, ihre Arbeit abwickeln muss.

„Bis Ende des Monats müssen wir hier raus sein“, sagt Katharina Kremer, die die Kleiderkammer geleitet hat. Und die zuletzt kaum wusste, wie sie die Fragen ihrer Mitstreiter beantworten sollte. Denn die Asylunterkunft an der Altendorfer Straße im Westviertel, in der bis zu 800 Flüchtlinge lebten, ist seit Wochen verwaist; und das Land sagt nicht, ob sie noch mal genutzt werden soll.

Mietvertrag für Opti-Park bis 2024

Ende Mai hat man die damals 414 Bewohner in einer Hauruck-Aktion auf andere Unterkünfte in Nordrhein-Westfalen verteilt. Längst bekannte Brandschutzmängel wurden als Grund genannt. Katharina Kremer erinnert sich gut an diesen Tag, sie deutet auf eine Jeans, die über einem Stuhl hängt. In der Kleiderkammer saß damals ein syrischer Schneider an der Nähmaschine, der hier für die Flüchtlinge Sachen änderte, ausbesserte oder aus Bettwäsche Kleider nähte. „Diese Jeans hat er nur für einen Moment beiseite gelegt“, erzählt Kremer. Doch dann kam die Anweisung, alle Bewohner müssten sofort packen, der Opti-Park werde geräumt. Der Schneider ging, die Jeans blieb.

Zunächst glaubten alle Beteiligten, dass das Heim bald wieder belegt werde. Schließlich hatte das Land schon mit der Sanierung von Waschräumen und Kantine begonnen, schließlich läuft der Mietvertrag mit dem Eigentümer bis 2024. Doch am 7. Juni erklärte eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf, es bestehe „kein Bedarf mehr, die Unterkunft im Opti-Park als Landeseinrichtung fortzuführen“.

Eigentümer: Brandschutzmängel seien behoben

Eine Nachricht, die nicht nur bei den Ehrenamtlichen für Irritationen sorgte. Ende Juni wandte sich der Essener Landtagsabgeordnete Ralf Witzel (FDP) mit einer Kleinen Anfrage an die rot-grüne Landesregierung: Ob die sich Gedanken über eine alternative Nutzung des Gebäudes gemacht habe und wie sonst man die hohen Kosten rechtfertigen wolle? Oder ob man sich mit einer Ablösezahlung aus dem noch acht Jahre laufenden Mietvertrag freikaufen wolle? Die vierwöchige Frist zur Beantwortung ist verstrichen, „doch bisher gibt es weder eine Antwort noch eine Erklärung für die Verzögerung“, ärgert sich Witzel.

Dabei hat sich der Grund für den Auszug aus dem Opti-Park offenbar erledigt. Die Brandschutzmängel seien behoben, das Haus bautechnisch in Ordnung und abgenommen, lässt Peter Jänsch über eine Sprecherin ausrichten. Jänsch gehören auch das Kloster Schuir und der Bürobau an der Klinkestraße, die die Stadt als Asylheime nutzt. Den Opti-Park hatte der Geschäftsmann 2015 von einer niederländischen Immobilienfondsgesellschaft gekauft. Damals lebten schon Flüchtlinge in dem Haus, und Jänsch übernahm wohl mit dem Kauf auch den Mietvertrag mit dem Land. Der sei bekanntlich langfristig, daher sehe er derzeit keinen Handlungsbedarf.

Landesinnenministerium treffe letzte Entscheidung über Opti-Park

Den sieht man inzwischen offenbar in Düsseldorf. „Wir prüfen derzeit, wie viel es kosten würde, das ganze Objekt instand zu setzen“, sagt Jessica Eisenmann, Sprecherin der Bezirksregierung. Angesichts der unsicheren Lage in der Türkei könne niemand sagen, ob nicht bald „wieder mehr Menschen vor der Tür stehen“. Die letzte Entscheidung über die Zukunft des Opti-Parks treffe das Landesinnenministerium.

Katharina Kremer kann darauf nicht warten: Die Firma European Homecare, die den Opti-Park betrieben hatte, habe sie zur Räumung aufgefordert. Nun gehe es ihr und ihren Mitstreitern darum, tausend Kisten mit Kleidung an andere Einrichtungen weiterzugeben. Natürlich werden sich dankbare Abnehmer finden. Doch etwas anderes geht mit der liebevoll gestalteten Kleiderkammer verloren: Hier haben die Helfer spielende Kinder betreut, Flüchtlingen beim Umzug geholfen, sich mit dem Schneider aus Syrien über die Nähmaschine gefreut. Es sei bitter, dass all das so zu Ende gehe, ohne Abschied, ohne ein Wort vom Land. „Jetzt braucht man uns halt nicht mehr.“