Essen. Badegäste haben Kanadagänse im Essener Grugabad gesichtet, die Stadt bestreitet den tierischen Besuch. Die Tiere sollen weiter unbehelligt bleiben.

  • Keine Jagd auf Kanadagänse im Grugapark
  • Freiwillige und Auszubildende reinigen die Parkanlage
  • Badegäste sichten Gänse im Grugabad, Stadt: Im Bad gibt’s keine Gänse

Im steten Ringen zwischen Gans und Gruga liegt der Wasservogel weiter vorn: Wie berichtet, hat die Parkleitung im Juli die geplante Jagd auf die Kanadagänse abgeblasen – und das wird bis auf weiteres so bleiben, bestätigt jetzt Grün-und-Gruga-Sprecher Eckhard Spengler.

Die Brutzeit sei zwar vorbei, doch als schutzbedürftig gelten auch die Aufzuchtpaare: „So lange die sich noch um ihren Nachwuchs kümmern, darf man nicht auf die Eltern schießen“, erklärt Spengler. Angesichts des erhöhten Besucheraufkommens im Sommer verbiete sich eine Jagd derzeit aber ohnehin.

Und so kämpft der Park nur gegen die Hinterlassenschaften der Kanadagänse. Während im vergangenen Jahr bis zu 200 der Tiere gezählt wurden, seien diesen Sommer halb so viele gesichtet worden; zuletzt sogar nur etwa 60, sagt Spengler. „Der Bestand der Gänse wechselt stark.“ Ebenso wechselhaft sei ihr Verhalten: Während sie sich 2015 vor allem auf der Kranichwiese tummelten, „haben sie jetzt das Blumenbeet vor dem Kurhaus abgefressen“.

Anders als angekündigt, scheinen die Tierschützer, die lautstark gegen den Abschuss der Gänse protestiert hatten, sich bisher noch nicht an den Reinigungsarbeiten in der Gruga zu beteiligen. Vielmehr zieht die Parkleitung zur Beseitigung des Gänsekots die Auszubildenden sowie die vier jungen Leute heran, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr auf dem Gelände absolvieren. „Mit Maschinen bekommen wir den feuchten Kot nicht gut aus den Wiesen, aber manuell ist es auch schwierig“, sagt Spengler. Nun wolle man testweise eine Firma beauftragen.

Erholung in hübschem Ambiente

Während Spengler in Sachen Kanadagans ratlos klingt, hört man bei Holger Walterscheid die Wut. Der Geschäftsführer des Seaside Beach am Baldeneysee verkauft Erholung in hübschem Ambiente, ein Geschäftsmodell, das durch Gänsedreck naturgemäß beeinträchtigt wird. Bis zu 80 der Vögel hat er schon auf dem Gelände erdulden müssen, „im Moment sind’s zum Glück nur etwa 15“, seufzt er. Von der Promenade blasen er und sein Team den Gänsekot einfach mit Hochdruck in den See, auf der Wiese lassen sie ihn notgedrungen oft liegen. Was die Vertreibung der Gänse angeht, wüsste Walterscheid ein Mittel: „Wenn hier zwei-, dreimal geschossen würde, wären die weg.“ Doch in diesem Bereich sei Schießen verboten, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. „Die Gefahr, dass ein Querschläger einen Passanten oder Wassersportler trifft, ist zu groß.“

Dank solcher Rücksichtnahme kann die Kanadagans weiter neue Lebensräume für sich erschließen. So berichtet eine 63-jährige Frühschwimmerin, dass sie die Vögel mehrfach im Nichtschwimmerbecken des Grugabades gesehen habe. „Es gibt im Grugabad keine Kanadagänse“, widerspricht Silke Lenz. Es stimme zwar, dass bis zu Saisonbeginn ein Gänsepaar am Wellenbecken genistet habe. Der sommerliche Trubel habe die Vögel jedoch vertrieben. Bleibt zu hoffen, dass nicht doch mal eine Gans ins Becken macht. Dann nämlich, so Lenz, müsste man nicht nur den Dreck entfernen, sondern auch eine Wasserprobe entnehmen: „Schlimmestenfalls muss dann das Wasser abgelassen und erneuert werden.“