Essen. . Im Vorzeigequartier „Grüne Mitte“ am Berliner Platz häufen sich Beschwerden über Dreck und Gänsekot. Einbrüche und Drogenszene verunsichern die Bewohner.
- Das Uni-Viertel gilt als Vorzeigeprojekt, nun häufen sich Beschwerden.
- Anwohner beklagen sich über Dreck. Das Sicherheitsgefühl hat durch Einbrüche gelitten.
- Die Stadt ließ Wege und Wasserbecken reinigen – erstmals seit Wochen.
Wird Essens „Grüne Mitte“, das Vorzeige-Neubauviertel zwischen Universität und Innenstadt am Berliner Platz, zur Problemzone? In jüngster Zeit häufen sich massive Beschwerden von Anwohnern über Dreck und Unrat. Einbrüche und die nahe Drogenszene am Rheinischen Platz tragen zum Wohlbefinden nicht gerade bei.
Richard Jan Orth wohnt seit drei Jahren im Universitätsviertel. „Anfangs sah es sehr gut aus“, berichtet der Allbau-Mieter. Inzwischen sei das repräsentativ angelegte Quartier aber leider regelrecht verwahrlost. „In den vergangenen drei bis vier Wochen ist hier gar nicht mehr gereinigt worden“, bedauert Orth. Die Folgen: Spazierwege, Rasenflächen und Sitzbänke sind übersät mit Kot der Kanada-Gänse, die auch im Uni-Viertel zu einer Plage geworden sind.
Wasserbecken ähneln Kloaken
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Die zentralen Wasserbecken, die einmal der Stolz der Stadtplaner waren, ähneln mittlerweile trüben Kloaken, auch Plastikmüll schwimmt herum. „Wochenlang lag sogar ein Einkaufswagen im Wasser, ohne dass sich jemand gekümmert hätte“, berichtet Orth, der das alles sehr deprimierend findet. Wie warb der Allbau doch gleich für sein Wohnquartier am Wasser: „Pier 78 ist umgeben von schönem Grün und erfrischenden Wasserflächen.“ In Orths Ohren klingt das wie blanker Hohn.
Im WAZ-Gespräch bestätigen Nachbarn diesen Eindruck. Und sie berichten davon, dass so mancher in der Nachbarschaft verunsichert sei. Mehrere Einbrüche habe es gegeben, sogar in eine Wohnung im zweiten Stock. Schon vor Wochen hatten sich Bewohner des Viertels mit einem Schreiben an den Polizeipräsidenten gewandt.
Das subjektive Sicherheitsgefühl hat gelitten im Viertel. Gerüchte machen die Runde von einem Überfall auf offener Straße, von einer Vergewaltigung. Nichts genaues weiß man nicht. „Von der Drogenszene am Rheinischen Platz lesen auch wir nur aus der Zeitung“, sagt Ulrike Cordes.
Allbau: „Wir sehen die Stadt in der Pflicht“
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Auch den Allbau haben inzwischen Beschwerden erreicht. „Wir sehen die Stadt in der Pflicht“, sagt Sprecher Dieter Remy. Ein erstes Gespräch, das die Wohnungsgesellschaft vergangene Woche mit Vertretern von Grün und Gruga geführt hat, fruchtete nicht wie erhofft. Dem städtischen Betrieb obliegt das Reinigen der Grünflächen und Wasserbecken. Am gestrigen Donnerstag aber rückte eine Reinigungskolonne der „Essener Arbeit“ an. Mit Schaufeln, Besen und Bürsten säuberten die Männer Wege und Sitzbänke, mit meterlangen Keschern fischten sie den Unrat aus den künstlichen Teichen – und füllten Müllsack um Müllsack.
Der Park werde ab sofort bis zu drei Mal pro Woche gereinigt, ließ Grün und Gruga wissen. Dies sei auch eine Reaktion auf die zunehmende Präsenz von Kanadagänsen und anderen Wasservögeln, räumt der städtische Betrieb ein. Wie dieser der Gänseplage Herr werden will, bleibt fraglich. Ein Sprecher appelliert eindringlich, die Tiere nicht zu füttern.
Dem Image der „Grünen Mitte“ ist all dies nicht förderlich. „Vandalismus und Wohnungseinbrüche drücken auf die Stimmung“, schrieb jüngst die Zeitschrift Capital übers Uni-Viertel und zitiert Susanne Fromm, Maklerin bei Engels & Völkers: „Die ersten Eigentümer verkaufen schon wieder“. Fraglich sei, ob sie die erst kürzlich selbst gezahlten Preise von 3000 Euro pro Quadratmeter beim Verkauf erzielen könnten, schlussfolgert das Wirtschaftsmagazin. Fromm bestätigt auf Anfrage ihre Aussage. Doch seien die Gründe, weshalb ihrer Klienten wieder verkaufen wollten, rein persönlicher Natur. Noch.