Essen-Steele/Huttrop. . In Huttrop griff Grün und Gruga zur Kettensäge, weil einige große Kastanien von Bakterien befallen waren. Auch eine Eiche am Bahnhof musste dran glauben

Als Marlene Engel am Montag aus dem Fenster an der Steeler Straße 354 schaute, traute sie ihren Augen kaum: Die stattlichen Kastanien direkt vor ihrer Wohnung, sechs an der Zahl, waren allesamt gefällt worden. Nur noch Stümpfe sind da zu finden, wo kurz zuvor die mächtigen, wohl gut und gerne 30 bis 40 Jahre alten, grünen Riesen standen. „Mir hat es fast die Tränen in die Augen getrieben“, gibt die Seniorin zu. „Wir haben hier doch eh so wenig Grün.“

Was Marlene Engel nicht wusste: Die Bäume waren krank und mussten deshalb gefällt werden. Pseudomonas syringae heißt der Krankheitserreger. Ein Bakterium, das im Jahr 2006 erstmals in NRW entdeckt wurde „und bei dem wir in den letzten Jahren eine starke Zunahme verzeichnen“, wie Eckhard Spengler von Grün und Gruga bestätigt. „Blutende“ Stellen sowie Risse und Dellen sind die verräterischen Symptome, die sowohl an Alleebäumen als auch an Einzelbäumen sichtbar sind.

So auch an der Steeler Straße, und nicht nur in Huttrop, sondern auch die Straße entlang Richtung Steele fielen mehrere Bäume der Kettensäge zum Opfer. „Insgesamt mussten neun Kastanien wegen Pseudomonas-Befall und eine Eiche in der Nähe des Bahnhofs gefällt werden“, so Spengler weiter. Darüber hinaus wurden alle Platanen an der Steeler Straße einer Kontrolle auf Massaria-Pilzbefall unterzogen. Alle Baumfällungen wurden „in enger Absprache mit der Evag vollzogen“, wie Stadtsprecher Martin Rätzke bestätigt. „Da steht die Verkehrssicherheit an der Hauptstraße auf dem Spiel.“

Ahorn als Alternative

Die Bäume sind nicht zu retten, sterben bei zunehmenden Befall ab. Vorher hellt das Laub auf, später welken ganze Äste und verkümmern. Doch dies ist längst nicht das größte Problem: Die Bakterien sind zäh und verbleiben nach der Fällung im Boden, obwohl dieser natürlich ausgebaggert wird. „Wir können an gleicher Stelle also keine Kastanie reinstellen, weil der Erreger sonst sofort wieder auf den neuen Baum überspringt“, sagt Spengler. Die Baumfachleute können dies jedoch verhindern, indem sie die Baumart wechseln, weil sich Pseudomonas offensichtlich nur auf Kastanien ansiedelt. „In der Regel wechseln wir daher auf Ahorn“, so Spengler.

Das städtische Grün ist im Baumkataster erfasst; jeder Baum hat eine eigene Nummer. Mit Blick auf die nun veröffentlichte Fäll-Liste wartet noch viel Arbeit auf Grün und Gruga. Im Stadtbezirk VII, zu dem auch Huttrop und Steele zählen, müssen 72 kranke Bäume bis zum 30. September beseitigt werden.

96 Bäume fallen im Stadtbezirk VIII

Im Stadtgebiet VIII (z.B. Burgaltendorf, Heisingen etc.) kommt es noch dicker: Dort stehen 96 Bäume auf der Liste. Die Gründe sind immer dieselben: Vitalitätsminderung, die sich beispielsweise durch abgefallene Äste bemerkbar macht, Pilzbefall und „Defektsymptome“, die oft schon durch eine profane Sichtkontrolle der Gehölze erkennbar sind. „Ansonsten werden andere, tiefergehende Verfahren eingesetzt“, erklärt Spengler. „Die Richtlinien dazu gibt die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau, kurz FLL, vor.“

Fakt ist: Jeder Straßenbaum mit einem eigenen Baumbeet wird nachgepflanzt. Dies ist auch an der Steeler Straße der Fall, wenn auch nicht alle Bäume direkt im Folgejahr ersetzt werden.

Für Marlene Engel ist dies kein Trost: Ihre geliebten Kastanien landen im Schredder.

www.fll.de