Essen. Bald alles klar für den Osterspaziergang. Bis zu den Ferien sollen alle Hauptwege wieder zugänglich sein. Die Beseitigung der Orkanschäden wird aber noch Jahre dauern.
Lange, sehr lange hat es gedauert. Erst vor kurzem wurden die letzten privaten Räumtrupps von den Essener Straßen abgezogen. Auftrag erledigt. Alle akuten Gefahrenstellen sind jetzt beseitigt. Seit dem verheerenden Pfingstunwetter Ela vor knapp neun Monaten waren täglich bis zu 480 Mitarbeiter – mit Hilfe von 25 Firmen – unterwegs, um die 190.000 Straßenbäume zu kontrollieren und geknickte Stämme, Äste und Kronen zu beseitigen. Entwarnung auf den Straßen, das ist die gute Nachricht. Aber noch nicht für den Stadtwald.
Dort besteht abseits der Wege immer noch Lebensgefahr, sind zigtausende Bäume so schwer angeschlagen, dass sie jederzeit umkippen können. Immerhin: Die Stadt will rechtzeitig zu Beginn der Osterferien auch in den besonders beliebten Waldgebieten im Essener Süden alle Hauptwege freigeräumt haben. Damit dem Osterspaziergang nichts mehr im Wege steht.
Nördlich der A40 sind die wichtigsten Arbeiten längst abgeschlossen, südlich der A40 konnten bisher nur 14 Hauptwaldwege freigegeben werden. Bis Ende März sollen die übrigen folgen, dafür will Grün und Gruga (GGE) bald die Anträge beim zuständigen Regionalforstamt Ruhr stellen. Derzeit sind die Arbeiter dabei, einen fünf Meter breiten Streifen jenseits der noch gesperrten Wege zu sichern, um Gefahren für Spaziergänger durch Astbruch möglichst auszuschließen.
Lebensgefahr. Auf keinen Fall die Wege verlassen!
Sturmschäden im Essener Wald
Grün und Gruga weist aber ausdrücklich darauf hin: „Unsere Arbeiter sind nicht in die Fläche gegangen“, so Sprecher Eckhard Spengler. Dort hat Ela teilweise ein grünes Niemandsland hinterlassen – verwüstet, kaum passierbar, voller Stolperfallen und überall ein hohes Unfallrisiko. Erholungssuchende müssen sich schon aus ureigenem Interesse weiter an das Betretungsverbot außerhalb der Hauptwaldwege halten, das voraussichtlich auch dieses Jahr bestehen bleibt.
Noch kein grünes Licht gibt es auch für die Reitwege, die mitten durch den Wald führen. GGE beauftragte eine Privatfirma mit der Wiederherstellung der Reitpfade und der Gefahrenbeseitigung. „Wir arbeiten daran mit Hochdruck“, berichtet Martin Gülpen von GGE. Ende des Monats weiß man mehr.
Über das Ausmaß der Orkanschäden gibt es immer noch keine genauen Zahlen. Nach ersten Schätzungen sind zehn Prozent des Essener Stadtwaldes stark geschädigt oder zerstört. Die Schadensbilanz wird erst im Sommer fertig sein. Grün und Gruga erstellt gerade eine Statistik, wie viele von den rund 20.000 schwer beschädigten Straßenbäumen bereits beseitigt wurden oder noch gefällt werden müssen – und wie viele vielleicht zu retten sind. 400 Straßenbäume wurden bisher ersetzt. Ab Herbst werden weitere tausend gepflanzt.
Erst im Wintergeht es weiter
Im Wald steht erst für den Winter das nächste große Aufräumen an. Die Zerstörungen, vor allem im Schellenberger Wald, sind so massiv, dass von einem Sachverständigen ein völlig neues Konzept, ein sogenanntes „Forsteinrichtungswerk“ für die nächsten zehn Jahre erstellt und dann vom Rat beschlossen werden muss. Die Zeit bis dahin will die Stadt nutzen, um in „Workshops“, zu denen in den nächsten Wochen eingeladen wird, mit Experten, Bürgern und Verbänden eine Zukunftsstrategie für den Essener Wald zu entwickeln, die in den Zehn-Jahres-Plan mit aufgenommen wird.
Jetzt im Frühling startet bereits die nächste Generalinspektion der Essener Straßenbäume. Dabei geht es nicht nur um die von Ela arg zugerichteten Bäume, sondern auch um die Platanen, die von der Pilzkrankheit Massaria befallen sind – und um die Rosskastanien, die durch den Erreger Pseudomonas regelrecht verbluten. Die Kontrolleure müssen die kranken Bäume sichten und entscheiden, ob ein „chirurgischer Eingriff“ den „Patienten“ noch retten kann – oder der Baum fallen muss.
Erst 2017 wird das grüne Straßenbild nicht mehr an Ela erinnern, so die Prognose. Der Sturm hatte aber auch eine reinigende Wirkung. Er schlug so manche Schneisen in die Innenstadt-Parkanlagen, die sich im Nachhinein als nützlich erweisen und erhalten bleiben sollen. Sie bringen mehr frische Luft in die im Sommer manchmal überhitzten Wohnviertel.