Essen. Nachdem ein tonnenschwerer Ast in Essen auf ein Autodach stürzte, ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft. Unklar ist, wem der Baum überhaupt gehört.

Nach dem Unfall am Montagnachmittag, bei dem auf dem Bredeneyer Berg (B224) ein tonnenschwerer Ast auf das Dach eines fahrenden Autos gekracht ist, gibt es gute Nachrichten von den verletzten Velbertinnen: Die Fahrerin (20) hat das Krankenhaus inzwischen verlassen. Die Beifahrerin (53) wird laut Polizei stationär behandelt, aber in Lebensgefahr schwebe die Frau nicht.

Die Feuerwehr hat die stattliche Buche nun entlaubt und entkront. Sechs Meter des Stammes seien aus „ermittlungstaktischen Gründen“ stehen geblieben. Ermittler des Verkehrskommissariat sind am Tag danach am Unfallort. „Sie haben das entscheidende Stück des abgebrochenen Astes sicherstellen lassen“, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann.

Die Grenzfeststellung steht an

Ermittelt werden muss indes noch, wem der Baum überhaupt gehört. Als Eigentümer kamen zunächst Stadt, Straßen NRW und die Thyssen Krupp AG in Frage. Schnell stellte sich heraus, dass es kein städtischer Baum ist. „Jetzt steht die Grenzfeststellung an“, sagt Frank Hausendorf, Sprecher bei Straßen NRW. Kommende Woche werde man mehr wissen, dann sollen Vermesser die Antwort mit Hilfe der Katasterpläne geben können, in denen alle Bäume verzeichnet sind.

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Denn Baum-Eigentümer haben die Verkehrssicherungspflicht, daher lassen sie Bäume regelmäßig kontrollieren. Dass sie diese Pflicht erfüllt haben, müssen sie nachweisen, wenn es nach Unfällen mit umgestürzten Bäumen oder herabgefallenen Ästen um strafrechtliche Fragen, um Schadenersatz oder Schmerzensgeld geht. In Zweifel klärt diese Fragen ein Gericht.

Zweimal im Jahr übernehmen Baumexperten die Baumkontrolle daher auch im Auftrag von Thyssen Krupp sowie beim Landes-Straßenbetrieb. „Die Bäume werden alle sechs Monate kontrolliert, nach einem Gewittersturm aber erfolgt sofort in den Tagen darauf eine Sichtkontrolle“, erläutert Frank Hausendorf

Bei Problembäumen hingegen wird der zeitliche Abstand zwischen den Kontrollen deutlich kürzer, sagt Eckhard Spengler, Sprecher bei Grün und Gruga. Ein Beispiel seien die Platanen entlang der Ruhrallee, die vom Baumpilz Massaria befallen sind. Dann liegen mitunter nur Wochen zwischen den Kontrollen.

68.000 Straßenbäume in der Stadt

Fachleute von Grün und Gruga (Arboristen) prüfen Bäume samt Ästen mit Hämmerchen, Prüfstange und Fernglas, mit dem sie in die Kronen blicken können. Aufwendigere Kontrollen übernehmen externe Gutachter. Immerhin stehen allein rund 188.000 städtische Bäume außerhalb der Wälder, 68.000 von ihnen sind Straßenbäume, sagt Spengler. Sie werden, wie auch Bäume an Waldwegen, regelmäßig begutachtet. Auf einem digitalen Gerät, einer Art Tablet, das Gutachter bei sich tragen, geben sie die Ergebnisse ein.

Mit dieser Kontrolle samt Einträgen weisen Eigentümer dann nach, dass sie ihrer Verkehrssicherungspflicht nachgekommen sind – das sei das, was strafrechtlich von Belang sei. Wie jetzt beim Unfall am Bredeneyer Berg, wo Polizei und Staatsanwaltschaft weiterhin ermitteln. Möglicherweise werden sie einen Baumgutachter hinzuziehen.