Essen. Der Essener Galerist Frank Schlag mischt mit „Collectors Sale“ den Kunstmarkt auf. Die Onlinegalerie bietet Werke von Richter bis Polke.

Museen gehen mit ihren Sammlungen ins Netz, Auktionshäuser öffnen ihre Online-Portale. Wer bislang geglaubt hat, an der Kunst würde der digitale Wandel spurlos vorüber gehen, der wird schon seit längerem eines Besseren belehrt. Auch der Essener Galerist Frank Schlag beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie man jenseits des klassischen Galeriegeschäfts Kunstfreunde in aller Welt erreichen kann. Seit vier Wochen ist er nun mit der Internetplattform „Collectors Sale“ auf dem Markt.

Kunst online zu kaufen, das ist in Deutschland noch relativ neu. Schließlich hieß die Devise bislang: Kunst muss man im Original gesehen haben, bevor man sie ersteht. Allerdings hat sich in unserer Amazon- und Ebay-Konsumgesellschaft einiges verändert. „Für viele ist es selbstverständlich geworden, Mode, Möbel, Autos nach digitaler Abbildung zu kaufen“, sagt Schlag. Warum also nicht auch Kunst?

Im Netz ist Platz für vieles

Bislang haben sich auf dem Markt vor allem Online-Kunstversteigerer etabliert. Hochwertige Sammler-Stücke von Gerhard Richter bis Sigmar Polke im Netz zu Festpreisen anzubieten, ist dagegen noch ungewöhnlich. Frank Schlag, der seit 37 Jahren in der Kunstwelt aktiv, weltweit vernetzt ist und mit seiner Galerie an der Meisenburgstraße eine der führenden Kunst-Adressen Essens leitet, weiß um die Hemmschwellen vieler Kollegen. „Andererseits ist jede Kunstauktion heute online zu verfolgen.“ Vielen privaten Sammlern, die sich vielleicht von einem Werk trennen wollen, das schon seit 50 Jahren an der Wohnzimmerwand hängt, ist aber gerade diese Art von Kunstgeschäft mit den unberechenbaren Ausschlägen nach unten und oben nicht geheuer. In den Galerie-Ausstellungen wiederum findet ein einzelner K.O. Götz oder ein Ruhrgebiets-Klassiker wie Thomas Grochowiak wiederum keinen Platz. Im Netz allerdings ist Platz für vieles – und der mögliche Liebhaberkreis riesig. In hochaufgelösten Abbildungen landen die Kunstwerke auf Laptops und Sammler-Smartphones, egal ob in Asien, Amerika oder Europa. Die Domaine „Collectors Sale“ hat sich Schlag in allen erdenklichen Varianten sichern lassen, von China bis zur Schweiz. Weltweit ist der Internet-Kunsthandel aus Essen nun ein fester Begriff.

Allerdings ist die Kunst auch im Netz nicht frei von Qualitätshürden „Wir behalten uns eine gewisse Auswahl vor“, erklärt Schlag, „es soll ein bestimmtes Niveau haben.“ Als Galerie habe man nicht nur einen Namen, sondern auch einen Vertrauensvorschuss zu schützen. Verkauft werden die Werke in Kommission, eine Einstell-Gebühr will Schlag noch nicht erheben. Die Plattform soll sich entwickeln. Derzeit sind 120 Künstler mit knapp 400 Werken vertreten, „das Ziel sind aber eher 300 Künstler mit 1000 Werken“, so Schlag.

Für den Anfang beschert das Online-Geschäft neben der Provision viel Aufwand: Das Sichten und Fotografieren der Werke, das Vernetzen und Verschicken braucht Zeit. Auf die Idee, das klassische Galerie-Geschäft ad acta zu legen, würde Schlag aber nie kommen. Nach der „Collectors Sale“-Schau wird er sich wieder den ambitionierten Galerieschauen widmen. Die Arbeit mit regionalen und internationalen Künstlern möchte er nicht missen. „Aber ohne Internet wird es langfristig nicht gehen.“

Hier geht’s zur Online-Galerie „Collectors Sale“

Werke aus der Internetgalerie sind bis zum 13. August in der Galerie an der Meisenburgstraße 173 zu sehen, danach online auf www.collectors-sale.com

Parallel dazu zeigt Schlag Werke der in Mülheim geborenen Künstlerin Dorothee Golz, die zeitgleich im Lehmbruck-Museum und im Kunstmuseum Mülheim ausgestellt wird.