Essen. Viele Dankesreden und noch mehr hochkarätige Musik: Agnes Wallek verabschiedete sich nach 30 Jahren aus dem Bürgermeisterhaus in Werden.
Für die einen ist das Werdener Bürgermeisterhaus ein besonderes Konzerthaus-Kleinod im Essener Süden. Für die anderen, weiß Manfred Schunk, Vereins-Vorsitzender der „Freunde des Bürgermeisterhauses“, ist es längst ein zweites Wohnzimmer geworden. Agnes Wallek, die Frau, die für das vielseitige Programm wie für die unverwechselbare Wohlfühl-Atmosphäre sorgte, hat sich am Sonntagabend von ihrem Amt in Bürgermeisterhaus verabschiedet.
Wobei sich dieses Amt kaum mit einem Begriff umschreiben lässt, das wurde in den vielen Lobreden auf die temperamentvolle Musik-Managerin deutlich. „Gute Seele des Hauses“ war da eine der meistgenannten Bezeichnungen. Aber dass man als Geschäftsführerin des Bürgermeisterhauses noch vieles mehr ist – von Künstlerbetreuerin über Finanzartistin bis zur tatkräftigen Hausmeister-Kraft – das hat Agnes Wallek in den vergangenen 30 Jahren bewiesen. Zunächst als engagierte rechte Hand des argentinischen Konzertpianisten Ismael Pereyra, dann als Schatzmeisterin und schließlich als Geschäftsführerin. „Optimismus und Tatendrang kennzeichnen Ihre Arbeit“, lobte Bürgermeister Rudolf Jelinek die allseits geschätzte „Chefin“, deren Sympathiewerte bei Publikum und Künstlern so hoch sind, dass sie auch manche finanzielle Notsituation des Hauses mit Herz und Charme, Sachverstand und Überzeugungskraft ausgleichen konnte.
Bürgermeisterhaus-Chöre singen letztes Lied
So wurde auch der Neuanfang gemeistert, als die Sparkasse das baufällige Gebäude von 1833 im Jahr 2002 übernahm, für eine Million Euro sanierte und dem Verein seither für eine geringe Miete zur Verfügung stellt. „Unser Engagement für dieses kulturelle Kleinod ist eine Herzensangelegenheit“, versicherte Volker Behr, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, zum Abschied und signalisierte auch für die kommenden Jahre Unterstützung. Als Nachfolger von Agnes Wallek wird dann Carsten Linck die Geschicke des Bürgermeisterhauses weiter führen. Der renommierte Musiker, vielen Essenern schon lange als Mitorganisator des Gitarrenfestivals Ruhr bekannt, war am Sonntag auch einer von vielen hochkarätigen Künstlern, die neben den lobenden Worten immer auch hinreißende musikalische Belege für die künstlerische Strahlkraft des Bürgermeisterhauses lieferten. Die enge Verbundenheit zur Folkwang-Universität der Künste ist dabei ein Markenzeichen, das amtierende und ehemalige Folkwang-Professoren wie Till Engel und Ludger Maxsein ebenso unterstrichen wie Catherine Vickers mit einer eindrucksvollen Verneigung vor dem anwesenden Komponisten Nicolaus A. Huber.
Cello-Virtuosin Maria Kliegel hatte zum stimmungsvollen Abschied „Drei Fantasiestücke“ von Robert Schumann ausgewählt und Akkordeon-Professorin Mie Miki seelenvolle Tango-Klänge von Astor Piazzolla. Das letzte Lied aber gehörte an diesem Abend nicht Schubert oder Debussy, sondern den frisch gegründeten Bürgermeisterhaus-Chören. „Agnes looks on the bright sight of life“, sangen die aus voller Brust. Und wenn die 65-Jährige nicht gerade reist, fotografiert oder andere engagierte Dinge tut, dann wird sie auch weiterhin aufs Bürgermeisterhaus gucken – mal als kurzfristige Hilfe oder Beraterin, aber künftig lieber noch als Zuschauerin.