Essen. . Der Künstler und Designer Marius Tippkämper macht aus den anonymisierten Nutzerwegdaten von metropolradruhr in Essen ganz besondere digitale Kunst.
- Der Künstler und Designer Marius Tippkämper macht aus Daten digitale Kunst
- Diese zeigen die Wege der Nutzer des Fahrradleihsystems metropolradruhr in Essen
- Diese farbigen Bewegungsprofile gibt es auch für Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg und Gelsenkirchen
Auf den ersten Blick erinnert Essen an ein Kreuz – ein filigranes Kreuz aus hauchfeinen bunten Linien, die sich quer über das schwarze Stadtgebiet ziehen. Sich immer wieder in der Mitte treffen, sich wie zufällig nach Norden, Süden, Osten und Westen verirren. Doch bei „Leuchtspuren“ wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Bilder von Marius Tippkämper verbildichen die anonymisierten Bewegungsprofile von Nutzern des Fahrradleihsystems metropolradruhr in Essen.
Für die PIA-Stiftung für integrierte Stadtentwicklung in Mülheim hat der Essener Künstler und Designer neben der Stadt Essen auch farbige Bewegungsprofile für Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen entwickelt.
Die umweltfreundliche Alternative zu Auto und Co
Mit dem Projekt „Leuchtspuren“ will die PIA-Stiftung die Spuren sichtbar machen, die ein nachhaltiger Lebensstil durch die Nutzung von metropolradruhr hinterlässt und für die umweltfreundliche Alternative zu Auto und Co. werben. Gleichzeitig geben die zarten geometrischen Gebilde auch Aufschluss darüber, wie häufig metropolradruhr überhaupt genutzt wird und auf welchen Strecken.
Das künstlerische Schaffen hinter den farbigen Formen, so erklärt Marius Tippkämper, beruht auf großen Datenmengen: „Ich nehme Daten und gebe Bilder raus. Dazwischen steht ein Programm, das die Daten in Grafiken transformiert. Ich lege die Parameter fest und das Programm erstellt die Bilder.“
Tippkämpers Begeisterung für Datensätze verdankt er einem Vogelschwarm. Den musste der 34-Jährige in einem Pflichtkurs bei Prof. Claudius Lazzeroni zu generativer Gestaltung und Interaktionsdesign im Rahmen seines Studiums an der Folkwang-Universität programmieren. Dabei entdeckte er seine Begeisterung für die unendlichen Möglichkeiten, die digitales Design ermöglicht: „Ich habe mich gefragt, wie würde so ein Schwarm mit 10.000 Vögeln aussehen. Oder mit 100.000 Vögeln?“ Seitdem designt, programmiert und konstruiert der Autodidaktiker, um große Datenmengen in Kunst umzuwandeln.
Nicht allein die künstlerische Komponente im Vordergrund
Für Marius Tippkämper steht aber nicht allein die künstlerische Komponente seiner Werke im Vordergrund. „Ich habe Lust zu programmieren. Durch die Projekte stelle ich mir selbst Rätsel“, so der Designer.
Inspirationen für Projekte findet er überall – auch in Computerspielen. Das Spiel „Geometry Wars“, bei der eine geometrische Figur vor einer immer größer werdende Anzahl von Feinden flüchten muss, hat ihn zu dem Spielautomaten „Get Away“ inspiriert. Der selbst konstruierte Apparat, den der Künstler auch zum Verleih anbietet, zeichnet die Bewegungen auf, die der Nutzer mit der Figur auf der Flucht tätigt. „Auf einer Ausstellung hat jemand ein Herz für seine Freundin geflogen und dann über den Thermodrucker des Automats ausgedruckt.“ Ganz papierlos ist sie dann doch nicht, die digitale Kunst.