Essen. . Unser Autor nutzt die silbernen Leihräder regelmäßig. Analyse: Für welche Fahrten sich Metropolradruhr lohnt, und wo es noch hakt.
Wegen anhaltend roter Zahlen könnte dem Radleihsystem Metropolrad im kommenden Jahr das Aus drohen. Das wäre schade, denn für die Nutzer bietet das System sehr viele Vorteile, wie der Praxistest zeigt. Doch auch einige Tücken verbergen sich – vor allem im Tarifdschungel.
Die Anmeldung
Um das System nutzen zu können, muss man sich einmalig registrieren. Am einfachsten geht dies für Besitzer einer VRR-Monatskarte: Diese kann man an eines der Terminals an den jeweiligen Ausleihstationen halten – und fertig ist die Registrierung. Wer kein Ticket besitzt, kann sich auch über die Homepage, telefonisch oder per Smartphone-App anmelden. Ziemlich unkompliziert.
Nach der Anmeldung direkt an den Terminals sollte man sich eigentlich direkt ein Rad schnappen und losfahren können. Doch klappt dies nur, wenn man bei der Registrierung eine Kreditkarte angibt. Ansonsten muss man per Überweisung ein Guthaben mit 9 Euro anlegen: Denn für Otto Normalradler kostet jede angefangene halbe Stunde einen Euro – maximal neun Euro pro Tag. Ist das Guthaben verbraucht, muss man manuell nachladen: Mit Kreditkarte spart man sich diesen Vorgang.
VRR-Rabatt
Bis zum April konnte man auch sofort losradeln, wenn man sich mit seinem VRR-Ticket angemeldet hatte: Denn bis dahin hatten Besitzer eines Abotickets jeweils die erste halbe Stunde pro Woche Freifahrt. Damit ist jedoch längst Essig: Nun kann man lediglich einen verbilligten Radcard-Tarif bekommen. 18 Euro zahlt man im Jahr, dafür gibt es wiederum die ersten 30 Minuten pro Fahrt frei. Lohnt sich immer noch mehr als der „normale“ Radcard-Tarif, der für 48 Euro im Jahr zu haben ist daher und nur Vielfahrern zu empfehlen ist.
Wie man diesen vegünstigten VRR-RadCard-Tarif bekommt, darüber verlieren jedoch weder die Metropolrad-Homepage noch die Anleitungen am Terminal ein Wort: An diesen ist vielerorts sogar noch vom alten Rabatt die Rede – verlässt man sich darauf, gibt es eine böse Überraschung, wenn man auf die Abrechnung schaut.
Also versucht es der Autor dieser Zeilen im Evag-Kundecenter am Hauptbahnhof. Allzu oft scheint man mit der Frage nach dem Rabatt nicht konfrontiert zu sein, weshalb sich Ratlosigkeit hinterm Tresen breitmacht. Doch mithilfe einiger Kollegen schafft es der Mitarbeiter schließlich, ein Anmeldeformular herbeizuzaubern, dessen Ausfüllen zum ersehnten Rabatt führen soll.
Doch auch Wochen später bucht das System beim Ausleihen noch den Normal-Rabatt ab. Ein Anruf bei Nextbike, dem Betreiber von Metropolradruhr, ergibt: Das Anmeldeformular ist nie bei Nextbike eingegangen: Außerdem sei dies eh überflüssig, versichert der Nextbiker – und aktiviert den Rabatt pronto. Wer den Rabatt nutzen will, sollte ihn also unbedingt telefonisch aktivieren.
Die Ausleihe
Mit VRR-Ticket, bzw. der RadCard ist der Ausleihvorgang besonders unkompliziert. Karte einfach ans Terminal heranhalten, die Nummer des gewünschten Rads eingeben, prompt wird die Kombination fürs Radschloss eingeblendet. Aufschließen – und losfahren! Mit Smartphone nicht viel schwerer: Entweder QR-Code am Rad einscannen oder Servicenummer anrufen und Radnummer durchgeben: Die Kombi fürs Schloss gibt es dann per SMS. Beim Zurückgeben das jeweilige Prozedere wiederholen und das Rad abschließen. Via Homepage und App kann man auch prüfen, welche Stationen in der Nähe sind und wie viele Räder dort noch vorrätig sind. Hier zeigt sich jedoch auch: Während das Zentrum und der Süden ziemlich gut ausgestattet sind, wird die Stationsdichte im Norden Essens deutlich dünner. Praktisch: Auch in Nachbarstädten kann man Räder leihen und zurückgeben.
Die Räder
Einfachheit ist Trumpf bei den Rädern, die zumeist in Unisex-Modellen samt zwei Handbremsen und einer Rücktrittbremse sowie mit leicht verstellbarem Sattel daherkommen. Die drei Gänge der City-Bikes reichen für die meisten Stadtouren ohne große Steigungen. Bei manchen Modellen nagt jedoch der Zahn der Zeit: Nicht funktionierende Bremsen und eine klemmende Höhenverstellung des Sattels können ab und zu vorkommen. Wer so etwas vorm Losfahren merkt, kann sich ein anderes Rad leihen – falls die Station noch eins hergibt.
Fazit
Gerade für Leute, die zentrumsnah, im Südviertel und Rüttenscheid leben, ist das System eine günstige Alternative zum eigenen Fahrrad – wer versiert ist im Umgang mit Smartphones, wird das zu schätzen wissen. Da gerade die Stadtzentren und Bahnhöfe im Revier gut ausgestattet sind, ist „Metropolradruhr“ vor allem eine perfekte Ergänzung des Öffentlichen Nahverkehrs. Schade, dass ausgerechnet die Kooperation mit dem VRR nicht ganz ausgereift scheint.