Essen. . Das „Metropolradruhr“ sollte sich wirtschaftlich selbst tragen. Gelingt es nicht das Defizit von 300 000 Euro pro Jahr zu schließen, könnten die Tage des Leihsystems gezählt sein.
Auch im fünften Jahr nach dem Start im Kulturhauptstadtjahr 2010 kommt das Fahrradausleihsystem „Metropolradruhr“ trotz steigender Ausleihzahlen wirtschaftlich nicht vom Fleck. Für das laufende Jahr muss der Betreiber Nextbike ein finanzielles Minus in Höhe von 281 000 Euro verbuchen. Auch für die kommenden Jahre ist nach Angaben des Regionalverbandes Ruhr (RVR), Vertragspartner von Nextbike, mit einem Defizit von etwa 300 000 Euro zu rechnen. Dabei sollte sich das Metropolrad, das der Bund 2010 mit zwei Millionen Euro angeschoben hatte, von 2014 an selbst tragen. Ob der laufende Vertrag über März 2016 hinaus verlängert werde, hänge vor allem davon ab, ob sich das Defizit ausgleichen lasse, heißt es beim Regionalverband. Steht das Metropolrad sonst gar vor dem Aus? „Die erklärte Absicht ist, dass es weitergeht“, sagt RVR-Sprecher Jens Hapke.
In Essen können sich Radler inzwischen an 54 Ausleihstationen auf ein Metropolrad schwingen. 25 700 Mal wurde in diesem Jahr bislang ein Rad ausgeliehen. „Zum Jahresende dürften wir in etwa die Zahl von 2014 erreicht haben“, sagt Essens Fahrradbeauftragter Christian Wagener. Da waren es 26 700 Ausleihen. Besonders gefragt sind Leihräder in den dicht besiedelten Stadtteilen Rüttenscheid und Holsterhausen sowie in der Innenstadt.
Metropolrad bleibt ein Zuschussbetrieb
Während die Zahl der Nutzer in Essen also auf der des Vorjahres verharrt, meldet der Betreiber Nextbike für die zehn im Ruhrgebiet angeschlossenen Kommunen insgesamt einen Zuwachs von 32 Prozent. 202 000 Mal (Stand Ende Oktober) wurde demnach ein Rad ausgeliehen. Besonders gefragt seien die Leihräder in Essen, Bochum, Dortmund und Duisburg.
Der laut Nextbike deutliche Anstieg der Ausleihzahlen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Metropolrad ein Zuschussbetrieb bleibt. Warum das so ist, erklärt der Betreiber Nextbike so: Ein Fahrradleihsystem lasse sich nicht allein durch Einnahmen aus dem Verleih finanzieren.
Kooperationen mit Hochschulen und Verkehrsbetrieben
Der RVR weist daraufhin, dass sich andere Städte ein solches System deshalb etwas kosten lassen. 400 000 Euro pro Jahr schieße die Stadt Köln über ihre Verkehrsbetriebe zu. Berlin zahle 1,5 Millionen Euro jährlich, Hamburg eine vergleichbare Summe. Ist dies ein freundlicher Hinweis an die Stadtkämmerer im Revier?
RVR-Sprecher Hapke verneint: „Wir sehen die finanzielle Situation unserer Mitgliedsstädte. Wir müssen andere Wege gehen.“
Beim RVR denken sie vor allem an höhere Werbeeinnahmen, denn diese seien bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Kooperation mit den Hochschulen und kommunalen Verkehrsbetrieben sollen zusätzliches Geld einbringen. Ob es genügt, um das Metropolrad wirtschaftlich flott zu machen, bleibt abzuwarten.