Essen. Die Ämter der Stadt Essen reagieren beim Thema „Überpopulation“ von Kandadagänsen nicht immer angemessen, meint unser Gastkommentator Dr. Gerd Mahler.
Das Thema der „Überpopulation“ von Kanadagänsen auf den Grünflächen der Stadt und deren untragbare Verschmutzung schlagen immer weitere Kapriolen, bei der nach meiner Meinung die Ämter der Stadt nicht immer der Sache angemessen reagieren. Und Fakt ist nun einmal, dass Grünflächen für die Menschen einer dicht besiedelten Stadt als Erholungsraum und – ganz vordringlich – als Spielfläche für Kinder dienen und durch Gänsekot deren Nutzung deutlich eingeschränkt wird.
Da wird der Bezirksvertretung I auf Hinweise und Anfragen lapidar mitgeteilt, dass das Absammeln von Eiern als Reduktion der Population der Artenschutzbestimmung zuwiderlaufe. Und nun kann das systematische Füttern nicht eingedämmt werden, wie die WAZ gestern berichtete. Ja, geht es denn hier um die natürliche Umgebung von Gänsen?
Bei Kanadagänsen handelt es sich um jagdbare Arten
Nur ein kurzer Blick auf die rechtliche Bestimmung des Jagdgesetzes zeigt, dass es sich bei den Kanadagänsen um jagdbare Arten (Jagdsaison vom 16. Juli 1. Dezember) handelt und dass dieses Jagdrecht von einem Stadtjäger übernommen und ausgeübt werden kann. Am Rande: Auch den Tierschützern sollte doch dieses, sogar als ökologisch bezeichnetes Jagdrecht als Richtschnur ihres Handelns dienen.
Aufgabe dieses Stadtjägers ist, auch Überpopulationen zu verhindern. Also kann doch auch ohne Rechtsverordnung das Füttern jagdbaren Wildes untersagt werden. Die Hege des jagdbaren Wildes obliegt immer nur den Jägern bzw. Jagdpächtern. Dies wäre doch auch mal eine Argumentationskette zum Verbot der Gänsemast in der Stadt.
Von einer Lösung noch weit entfernt
Wenn nun die Artenschutzverordnung so konsequent auf die Gänse angewendet wird, stellt sich die Frage: Wie geht die Naturschutzbehörde damit um, dass zum Beispiel in der Heisinger Aue, einem der herausragenden Naturschutzgebiete dieser Stadt, schon viele Tier- und Pflanzenarten das Weite suchen wegen der großen Zahl von Gänsen? Wegen dieser Artenvielfalt ist die die Aue einmal als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden.
Von einer Lösung des Kanadagänse-Problems sind wir in Essen noch weit entfernt. Und ich wundere mich immer mehr über die Starrheit der Essener Stadtverwaltung, die hier einfach nicht sachgerecht und zeitnah agiert.
Dr. Gerd Mahler (75) war Hochschullehrer an der Universität Essen für ökologisch orientierte Stadt-, Regional- und Landschaftsplanung und saß viele Jahre für die SPD im Rat der Stadt.