Essen. . Der Förderunterricht der Uni Duisburg-Essen führt die zum Abitur, die das sonst kaum schaffen würden. Drei Migranten aus Hartz-IV-Familien berichten.

Danusan (20), Sadaf (22) und Rashni (19) strahlen um die Wette. Und sie haben allen Grund dazu. Die drei haben ihr Abitur bestanden und sind quasi auf dem Sprung ins Studium. Das Gefühl, dass ihnen die ganze Welt offen steht, macht sie und ihre Familien stolz. Besonders weil ihre Voraussetzungen eigentlich eher schlecht waren: Alle drei Abiturienten haben einen Migrationshintergrund, ihre Eltern können wenig Deutsch und leben von Hartz IV.

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Dass sie ihren Abschluss dennoch geschafft haben, verdanken sie ihrem unbedingten Willen und dem mehrfach ausgezeichneten Förderunterricht, der seit nunmehr 42 Jahren an der Uni Duisburg-Essen angeboten wird und „ohne den wir niemals so weit gekommen wären“, beteuert Sadaf Stanikzai und nennt die Besonderheiten dieses Unterrichtes: „Er ist kostenlos, wird von Studierenden erteilt und macht einfach Spaß.“

Denn im Gegensatz zur Schule haben die Förderlehrer mehr Zeit, um auf die individuellen Probleme einzugehen, man lernt in homogenen Kleingruppen und ohne Zwang.

Jährlich kommen 1200 Essener Schüler

„72 Abiturienten haben wir in diesem Jahr; fast allesamt kommen aus Hartz-IV-Familien“, lässt Gülșah Mavruk, Koordinatorin des Förderprojektes, bei der diesjährigen Abschlussfeier Zahlen sprechen. Jährlich besuchen 1200 Essener Schüler vom 5. bis zum 13. Schuljahr die Räumlichkeiten an der Uni, darunter aktuell 215 Flüchtlingskinder. Hier lernen sie nicht nur für die klassischen Fächer wie Deutsch, Englisch oder Mathe, die Erziehung zur Toleranz und Gleichberechtigung hat einen ebenso hohen Stellenwert wie die Unterstützung bei sozialen und schulischen Konflikten.

„Als meine Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist, da haben mich die Lehrer vom Förderunterricht aufgefangen“, sagt Danusan Sivakumar, der seit der 7. Klasse regelmäßig nach der Schule an die Uni gekommen ist. Jetzt möchte der Deutsche mit Wurzeln in Sri Lanka BWL oder Wirtschaftsinformatik studieren. Rashni Luthra will ebenfalls an die Uni, möchte am liebsten Ingenieurin werden. Auch Sadaf Stanikzai weiß schon recht genau, was sie mit ihrer Zukunft anfangen will: „Soziale Arbeit oder Psychologie interessieren mich sehr.“ Im Gegensatz zu den beiden anderen wurde sie nicht in Deutschland geboren; vor zwölf Jahren flüchtete ihre Familie aus Afghanistan. „Ich bin im Krieg groß geworden. Jetzt lebe ich in Frieden und Freiheit. Dafür bin ich einfach dankbar.“

Zugewanderte besonders häufig ohne Schulabschluss

15,5 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Alter von 15 Jahren an sind ohne jeden Schulabschluss. Bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund beträgt der Anteil nur 2,3 Prozent. Menschen, die selbst zugewandert sind, haben besonders häufig keinen Schulabschluss (18,8 Prozent).

Bereits in Deutschland geborene Menschen mit Migrationshintergrund besitzen mit 5,3 Prozent aber anteilig immer noch mehr als doppelt so häufig keinen Schulabschluss wie diejenigen, die einheimische Eltern haben (2,3, Prozent). Quelle für diese Befunde ist das Statistische Bundesamt.