Essen. . Zur Reisezeit öffnet das Essener Bürgeramt an drei Samstagen im Juli. Über 1000 Zusatz-Termine konnten so vergeben werden. Und die Bürger schlugen zu.

  • Das Essener Bürgeramt öffnet an drei Samstagen im Juli
  • Mehr als 1000 Zusatz-Termine wurden vergeben
  • Auch andere Ämter könnten zeitweilig Samstag öffnen

Mit einem beispiellosen Einsatz versucht die Stadt, den Terminstau im Bürgeramt am Gildehof zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass alle Essener rechtzeitig vor ihrem Reisebeginn gültige Papiere bekommen. An drei Samstagen im Juli werden im Gildehof insgesamt weit mehr als 1000 Termine abgearbeitet. Ein Modell, das die Stadt womöglich auch auf andere überlastete Behörden übertragen wird.

Großer Bedarf in der Reisezeit

Die Resonanz auf das jetzige Angebot sei jedenfalls „bombig“ gewesen, sagt Personaldezernent Christian Kromberg. Die Termine, die ab Mitte vergangener Woche online gebucht werden konnten, waren bis Samstag alle vergeben. „Der Bedarf ist also da, und wir wollen unbedingt verhindern, dass jemand nicht verreisen kann, weil er nicht rechtzeitig einen neuen Pass bekommt“; sagt Kromberg. Daneben gehe es darum, die Lage im Gildehof mittelfristig zu normalisieren.

Seit die Stadt im April bis auf weiteres sechs Bürgerämter in den Stadtteilen geschlossen hat, hat sich das Gedränge am Gildehof vergrößert. Schon Stunden vor der morgendlichen Öffnung bildeten sich Schlangen, manchmal wurden Wartende ausfallend. Seit einigen Wochen werden daher auch Sicherheitsleute der städtischen RGE in dem zentralen Bürgeramt eingesetzt.

Der Leiter des Einwohneramtes, André Seibert, weiß, dass es heikel ist, die hohe Belastung des Teams durch Mehrarbeit noch zu erhöhen. Er hat gut 50 Mitarbeiter für das Bürgeramt, weitere 20 Stellen sind noch unbesetzt. „Nun belasten wir die Kollegen zeitweilig noch mal mehr, hoffen aber, dass sich die Lage anschließend spürbar entspannt.“

Um diesen Effekt zu verstärken, wird es im Juli jede Woche drei Stunden Extra-Öffnungszeit am Morgen geben. Der Personalrat hat zugestimmt; die Samstagsarbeit ist freiwillig und mit einer Gratifikation verbunden. „Das ist aber kein echter Zuverdienst, eher eine Anerkennung“, sagt Seibert. Das Team zog mit: Je 12 bis 18 Mitarbeiter meldeten sich für die drei Samstage, von 8 bis 13.30 Uhr sollen sie jeweils gut 400 Termine abarbeiten.

434 Termine plus Notfälle

Bei der Premiere an diesem Samstag waren es 434, sagt Mohamed Laghmouch. Er gehört zu den Freiwilligen, die heute Pässe verlängern, Fingerabdrücke abnehmen oder Passfotos einscannen. Die Wartezone ist gut gefüllt, aber nicht übervoll, „und die Lage ruhig“. Da stimmt Justine Janocha zu, die zuvor schon zweimal vergeblich im Bürgeramt war, um einen Kinderausweis für ihren anderthalbjährigen Sohn Sam Levi zu bekommen. „Ich war überrascht, wie voll es ist und dass wir nicht drankamen.“ Zum Glück habe ihr jemand den Tipp gegeben, online einen Termin für diesen Samstag zu buchen.

Eigentlich sollen nur diese Termine erledigt werden, Laufkundschaft schicke sie heim, sagt Stefanie Vennemann, die vorn an der Info-Theke sitzt. „Aber heute früh waren vier echte Notfälle da. Die brauchten ihre Pässe, weil sie morgen in Urlaub fliegen wollen.“ Natürlich habe man ihnen geholfen. Die Auszubildende hat übrigens Verständnis, wenn Bürger ungehalten werden, die stundenlang warten müssen. Stressfrei sei auch die Arbeit im Bürgeramt nicht, sagt sie lächelnd: „Es gibt ruhigere Abteilungen, aber hier hat man die Nähe zum Publikum und immer Action.“

Personaldezernent Kromberg wird das gern hören, er überlegt ja bereits, „wie wir in Zukunft mit den Themen Mehrarbeit und Überstunden umgehen“. Man darf annehmen, dass der offene Samstag auch auf andere belastete Stellen wie Sozialamt, Jobcenter oder Ausländerbehörde übertragen werden könnte.

Erweiterte Öffnungszeiten während der Schulferien

Für die beiden Samstage, 9. und 16. Juli, sind alle Online-Termine vergeben. Das Bürgeramt im Gildehof (Hollestraße 3) öffnet aber im Juli auch Montag, Dienstag und Freitag bereits um 7 Uhr morgens (sonst ist das nur mittwochs der Fall).

Die Stadt rät, Termine vorab online zu vereinbaren auf: www.essen.de/meintermin