Essen. . Hoher Andrang und lange Wartezeiten sorgen für aufgeheizte Stimmung unter den Wartenden in Essen. Die Stadt schickt nun Security ins Bürgeramt.

  • Lage in derzeit geöffneten Ämtern Steele, Borbeck und im Gildehof hat sich weiter verschärft
  • Seit Mittwoch tun Securitys der städtischen RGE im zentralen Bürgeramt im Gildehof Dienst
  • Mit baldiger Verkürzung der Wartezeiten sei nicht zu rechnen, bedauert Kromberg

Die Lage in den derzeit geöffneten Bürgerämtern in Steele, Borbeck und im Gildehof hat sich weiter verschärft: Online-Termine werden mit wochenlangem Vorlauf vergeben, und die Termine, die morgens für den selben Tag zur Verfügung stehen, sind im Handumdrehen verteilt – was regelmäßig zu Unmut bei enttäuschten Bürgern führt. Seit Mittwoch tun Securitys der städtischen RGE im zentralen Bürgeramt im Gildehof Dienst.

Mit Unverständnis reagieren viele Essener darauf, dass sie den Pass nicht rechtzeitig vor dem Urlaub verlängern können oder wichtige Papiere zu spät erhalten. Wie Isabel L., die der Rentenversicherung eine sogenannte Lebensbescheinigung vorlegen sollte, um ihre Rente weiter zu erhalten. „Die Frist dafür betrug vier Wochen und erschien mir lang genug – bis ich versuchte, online einen Termin im Bürgeramt zu buchen.“ Man müsse hier einen, manchmal gar zwei Monate überbrücken, räumt Personaldezernent Christian Kromberg ein. Angesichts des Ferienstarts im Juli könne er die Bürger nur bitten, „rasch Termine zu reservieren. Prüfen Sie jetzt, ob Ihr Pass abgelaufen ist!“

Dezernent Kromberg: keine schnelle Besserung

Mit einer baldigen Verbesserung der Lage sei nicht zu rechnen, bedauert Kromberg. Zwar habe der Rat Ende Januar eine Aufstockung um 250 Stellen beschlossen, doch erstens werde diese dem Bedarf schon nicht gerecht, zweitens müssen die Neulinge erst eingearbeitet werden. Drittens suchen in der Flüchtlingskrise auch andere Städte sowie Landes- und Bundesbehörden Fachkräfte. „Wir kannibalisieren uns gegenseitig: So hatten wir im ersten Quartal 2016 mehr Abgänge als sonst in zwei Jahren“, sagt Kromberg. Von den 250 neuen Stellen aber seien erst 140 besetzt.

Mit den Folgen haben die Mitarbeiter von André Seibert täglich zu kämpfen: „Ich bin stolz auf meine Leute, die hier im Feuer stehen und oft mit aufgebrachten Bürgern konfrontiert sind“, sagt der Leiter des Einwohneramtes. Er habe 51 Stellen, 20 weitere müssten dringend besetzt werden. Er habe großes Verständnis für die Verärgerung der Bürger, doch die aufgeheizte Stimmung in den Ämtern führe dazu, dass der Krankenstand steige. Auch muss es schon zu hässlichen Szenen unter Wartenden gekommen sein, weshalb seit zwei Tagen RGE-Sicherheitsleute im Gildehof eingesetzt werden, „um für eine reibungslose Markenvergabe zu sorgen“, wie Kromberg sagt.

Ausländeramt: Wartende erstellen ab vier Uhr morgens selbst Listen

An der ebenfalls hoffnungslos überlaufenen Ausländerbehörde erstellten bislang die Einwanderer selbst frühmorgens die Wartelisten. Man müsse aber verhindern, dass daraus ein Geschäftsfeld entstehe, mahnt Kromberg. Darum hänge das Amt inzwischen offizielle Listen aus. Doch Betroffene berichten, dass sich weiter schon um vier Warteschlangen bilden, obwohl die Behörde erst um acht öffnet.

Auch vorm Bürgeramt im Gildehof hat André Seibert schon gegen fünf Uhr früh Wartende gesehen. Und wie er mit seinem überlasteten Team dafür sorgen soll, dass die sechs Tandem-Bürgerämter wieder öffnen, sei ihm schleierhaft. Es gebe den klaren Ratsauftrag, die Bürgerämter in den Stadtteilen zu erhalten, sagt dazu Dezernent Kromberg. Dass er das für kaum praktikabel hält, ist bekannt: „Mit einer Zentralisierung könnten wir 10 bis 20 Prozent mehr Fälle bearbeiten.“

Termine frühzeitig buchen

Da die geöffneten Bürgerämter Gildehof, Steele, Borbeck stark frequentiert sind, werden Termine teils mit einigen Wochen Vorlauf vergeben. Auch das Kontingent an morgens zu vergebenden Terminen ist rasch aufgebraucht. Die Stadt rät, frühzeitig online Termine auf www.essen.de/meintermin zu buchen.

Wer sich bis zu drei Monate nach Einzug ummeldet, muss jetzt nicht mit einem Verwarnungsgeld rechnen. Eigentlich beträgt die An- und Ummeldefrist zwei Wochen.