Essen. Bürger klagen über lange Wartezeiten bei den Essener Bürgerämtern. Stadt verweist auf Terminvergabe im Internet und „Frühbucher-Rabatt“.

  • Bürgerämter in Altenessen, Frohnhausen, Kettwig, Kupferdreh, Rüttenscheid und Stoppenberg seit Anfang April geschlossen
  • Bürger klagen: Termin-Situation in Ämtern habe sich verschärft
  • Stadt verweist unter anderem auf Termin-Vergabe per Internet

Seitdem Anfang April die Bürgerämter in Altenessen, Frohnhausen, Kettwig, Kupferdreh, Rüttenscheid und Stoppenberg geschlossen wurden, hat sich die Termin-Situation deutlich verschärft. Bürger schimpfen über lange Wartezeiten. Die Verwaltung verweist auf ihre flexible Termin-Vergabe per Internet und für Früh-Besucher in den Bürgerämtern vor Ort. Die Situation ist verfahren.

Roland Scheel ist innerhalb Rüttenscheids umgezogen. „Eigentlich keine große Sache“, sagt der 31-Jährige. Aber dann wollte er sich am 4. April ummelden. Sein Bürgeramt in Rüttenscheid: geschlossen. Am Gildehof: kein Termin frei. Er fuhr nach Steele und erhielt für den Folgetag einen Termin um 8.20 Uhr. An dem Morgen fuhr er seine zwei Kinder in die Kita, stand im Stau auf der Alfredstraße und kam zum Termin fünf Minuten zu spät. Einen neuen Termin gab’s für den Nachmittag: „Da musste ich arbeiten“, sagt Roland Scheel. „Ich habe online geschaut. Da war drei Wochen lang nichts frei. Mit Familie und Arbeit ist das alles schwer machbar. Und ich kann mir doch nicht immer Urlaub nehmen. Ich arbeite, zahle Steuern und werde noch benachteiligt“, ärgert sich der 31-Jährige.

Amtsmitarbeiter: Chefs der Bürger sollen sich flexibel zeigen

Bei der Stadt kommen die Beschwerden an. Während sich die Mitarbeiter aus den geschlossenen Ämtern derzeit um die melderechtliche Erfassung von Asylbewerbern kümmern, bekommen die Empfangsdamen in den verbliebenen Bürgerämtern Gildehof, Steele und Borbeck die Beschwerden täglich und oft laut zu hören. Sie verweisen dann geduldig auf das bei Mitarbeitern „Frühbucher“-Rabatt genannte Verfahren: Wer gegen 7.20 Uhr da ist, kann eine Nummer ziehen und erhält am selben Tag einen Termin – meist gleich in den Morgenstunden. Wer aber erst am Vormittag kommt, steht häufig vor abgehängten Terminals mit dem Hinweis: „Leider sind heute keine freien Terminkapazitäten mehr verfügbar.“

Maximilian Meinrich aus Holsterhausen kennt diese bedruckten Papiere. Der 28-Jährige arbeitet bei einem Postunternehmen. „Morgens ist da nichts zu machen. Und nachmittags bekomme ich keine Termine.“ Er benötigt einen Personalausweis. Von den Amtsmitarbeitern gab es Tipps: Schicken Sie einen Verwandten, der einen Termin macht. „Die arbeiten auch“, antwortete er. Sein Chef solle sich flexibel zeigen. „Der braucht mich aber morgens.“ Schließlich, sagt Scheel, fiel der Satz: Er solle sich überlegen, ob der Ausweis oder Arbeit wichtiger sei.

Testbuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen

Neben dem persönlichen Vorsprechen ist die Termin-Buchung im Internet möglich. Die ist auf www.essen.de. gut zu finden, nachvollziehbar strukturiert und sollte auf fünf Tage begrenzt sein. Das klappt, wie ein Altenessener bestätigt, der seinen Kfz-Schein ändern lassen wollte und vier Tage später zum Termin kommen durfte.

Allerdings erbrachten gestern Nachmittag Testbuchungen unserer Zeitung auch ganz andere Ergebnisse. Fahrerlaubnis beantragen: 9. Mai, 10.40 Uhr, Gildehof. Eine Ummeldung innerhalb von Essen wäre am selben Tag in Borbeck um 9.50 Uhr möglich. Wer Glück hat, erhält früher einen abgesagten Termin. Aber es gibt auch immer wieder Bürger, die mehrere Termine buchen und dann nicht erscheinen.