Essen. . Kunden, Anwohner und Geschäftsleute fühlen sich in der Essener Innenstadt von aggressiven Bettlern belästigt. Der Einzelhandelsverband sagt: „Grenze ist erreicht“. Die Stadt bestätigt: „Beschwerden nehmen zu“.
- Kunden, Geschäftsleute und Anwohner klagen immer häufiger über aggressive Bettler
- Hinweise mehren sich, dass straff organisierte Bettler-Gruppen am Werke sind
- Stadt Essen bestätigt: Die Zahl der Beschwerden hat zugenommen
Vermiesen aggressive Bettler der Kundschaft in der Einkaufsstadt Essen zunehmend die Shopping-Lust? Ein Anlieger vom Kornmarkt schildert die Auswüchse dieses Phänomens in drastischer Form und fordert das Ordnungsamt auf, resoluter einzugreifen.
„Wenn man die Kettwiger Straße heruntergeht, wird man mindestens zehn Mal hintereinander angebettelt“, klagt der Essener, der nicht mit Namen genannt werden möchte. Er berichtet von aufdringlichen Zeitschriftenverkäufern und „wilden Bettlern“, „die sich bewusst provokativ in die Fußgängerzonen setzen und entweder ihre verkürzten Beine bloßstellen oder auch mit Kindern betteln“. Auf der Limbecker Straße, an der Porscheplatte und in den Kornmarkt-Durchgängen sei dieses „grassierende“ Problem besonders häufig anzutreffen.
Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverband Ruhr in Essen, teilt diese Beobachtung. Essen sei in puncto aggressiver Bettelei kein Einzelfall, sagt er und gesteht: „Dieses Problem bereitet uns Kopfzerbrechen.“
Einzelhandelsverband: "Grenze erreicht"
Der Sprecher der Essener Geschäftsleute geht davon aus, dass es sich bei den aggressiv auftretenden Bettlern um straff organisierte Gruppen handelt, die strategisch wichtige Punkte im Netz der Fußgängerzonen besetzten und dort gezielt abgriffen. „Wenn Kunden und Besuchern unserer Stadt massiv von solchen Bettlern angegangen werden, ist eine Grenze erreicht, die wir nicht akzeptieren können.“
Dem Inhaber eines Straßencafés auf der Kettwiger Straße sind die aggressiven Bettler ein Dorn im Auge. „Sie belästigen unsere Gäste an den Tischen, deshalb versuche ich sie fernzuhalten.“ Dass organisierte, wahrscheinlich rumänisch-stämmige Bettel-Gruppen am Werke seien, könne er aus eigener Anschauung bestätigen. „Die werden morgens – sechs, sieben Leute – mit Bussen gebracht und abends abgeholt.“ Anderntags sei ihm dasselbe Bettel-Kollektiv in der Innenstadt von Mülheim über die Füße gelaufen. „Sie bringen auch verkrüppelte Landsleute mit. Hat der eine Feierabend, wird er sofort durch einen anderen ersetzt.“
Anwohner fürchten um Image der Einkaufsstadt
Die Stadt Essen bestätigt die Bürgerklagen über aggressive Bettler. „Die Beschwerden nehmen zu, das merken wir deutlich“, sagt eine Stadtsprecherin. Die Haltung der Ordnungsbehörde sei eindeutig. „Aggressives Betteln stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Platzverweis geahndet wird.“
Der Anwohner des Kornmarktes hat nicht den Eindruck, als gehe die Stadt entschlossen gegen die Bettler-Banden vor. „Eher scheint man bewusst wegzuschauen“, fügt er hinzu und befürchtet, dass die Einkaufsstadt Essen „den letzten Rest des noch verbliebenen Ansehens bei Besuchern und Passanten verschleudert“. Eine Vermutung, der die Stadt energisch entgegentritt. Die Sprecherin weist daraufhin, dass der Ordnungsdienst um sechs Stellen aufgestockt werde und somit als Interventionsstreife künftig viel mehr Schlagkraft erhalte – gerade auch in der Bekämpfung aggressiver Bettler zwischen Willy-Brandt- und Limbecker Platz. Reiche auch diese Personalstärke nicht aus, sei eine abermalige Aufstockung wahrscheinlich.
Dankbar sei die Stadt im Übrigen für gezielte Hinweise aus der Bevölkerung. „Wer aggressive Bettelei beobachtet, sollte sich umgehend bei uns melden“, bittet die Stadtsprecherin.