Essen. . Der psychisch kranke Bettler, der immer wieder als Randalierer auffällt, muss in die geschlossene Psychiatrie.

Einsichtig zeigte sich der 47-Jährige, nachdem die VI. Essener Strafkammer ihn auf nicht absehbare Zeit in die geschlossene Psychiatrie einwies. „Danke“, sagte er brav. Die Menschen, die Angst vor ihm hatten und Anzeige erstatteten, hätten ihn nicht wiedererkannt.

„Vielleicht ist das schon ein Ergebnis Ihrer vorläufigen Unterbringung in der Forensik“, vermutete Richterin Jutta Wendrich-Rosch, als sie seinen Auftritt im viertägigen Prozess vor dem Landgericht beschrieb. „Wir hatten selten einen so sympathischen, eigentlich netten Angeklagten wie Sie“, gab sie die Ansicht der Kammer wieder.

Das hatte schon ein junger Polizist gesagt: „Eigentlich ein umgänglicher Typ.“ Dass seine Kollegen und er den 47-Jährigen aber aus vielen Einsätzen kennen, liegt vor allem an der seit mehreren Jahren zunehmenden Aggressivität des Angeklagten. Immer wieder taucht er im Huyssens-Stift auf, meist betrunken. Dort verlangt er seine Einweisung in die Psychiatrie-Abteilung. Wird dies abgelehnt, schimpft er, beleidigt Ärzte und Pfleger und droht Ihnen auch mit dem Tode.

Bedrohlich im Krankenhaus

In Werden, so ein weiterer Anklagepunkt, tritt er im Krankenhaus ähnlich bedrohlich und uneinsichtig auf. Dann will er zu seiner seit 2007 von ihm geschiedenen Ehefrau. Das ist ihm zwar verboten, aber davon lässt er sich nicht weiter abhalten.

Der gravierendste Anklagepunkt betrifft den 9. Januar. In der Nord-City hatte er im Café Nord Streit mit einem Gast bekommen. Vor der Tür schlug er den Mann nieder, trat auf ihn ein. Der Mann erlitt einen Bruch im Gesicht. Richterin Wendrich-Rosch: „So ein Bruch im Gesicht kann auch tödlich sein.“

Bettler in der Innenstadt

Der Angeklagte, der sein Geld mit Hartz IV und Betteln in der Innenstadt verdient, hatte die vielen ihm angelasteten Fälle als Missverständnisse dargestellt. Das Gericht sah es aber als „nachvollziehbar“ an, dass er bei seinen Mitmenschen durch sein Auftreten Angst hervorrief. Psychiater Stephan Roloff-Stachel, Leiter der Forensik Essen, hatte ihm eine psychische Erkrankung attestiert. Strafrechtlich sei er für viele der Taten nicht verantwortlich zu machen. Falls er aber unbehandelt wieder in Freiheit käme, sei ein Rückfall sehr wahrscheinlich.

Auch das Gericht sah keine andere Möglichkeit als die Einweisung. Die festen Strukturen in der Forensik hätten ihm jetzt schon geholfen, er sei auf einem guten Weg. Daran müsse er weiter arbeiten, sagte die Richterin. „Wie lange noch?“, fragte der Angeklagte sofort. Aber das, so die Richterin, liege an seiner Mitarbeit.