Essen. Das Artistenpaar Geneviève Kérouac und Olivier Forest gastiert derzeit im GOP. Noch ist ihr Sohn dabei. Doch die Schulpflicht verändert vieles
Ihr Leben passt in kein normales Schema. Ihre Show auch nicht. Geneviève Kérouac und Olivier Forest aus Kanada mixen im derzeitigen GOP-Programm „Machine de Cirque“ Clownerie, Musik und Bodypercussion. Das Schlagzeug und kleine Glocken sind also ebenso im Einsatz wie leere Flaschen, Bratpfanne, Abfalleimer, Plastikpfeifen, Hundespielzeug, Geschirr und alle möglichen Körperteile, die wirkungsvoll abgeklopft werden. Kein Wunder, dass auch ihr kleiner Sohn Siméon Rhythmus im Blut hat.
Clownerie und Körpermusik
Mutter Geneviève Kérouac bot schon im Kindergarten kleine Shows dar, lernte auf der Schule Klavier, Geige und Oboe und kam schließlich über die Gymnastik zu Akrobatik, Clownerie und Swingtanz. „Sie war der Star im Zirkus, als ich sie kennenlernte. Und ich war einer der Musiker“, erzählt Olivier Forest. Er hat schon immer Musik gemacht, auch studiert mit Schwerpunkt Percussion. „Für mich war es aber mehr die Herausforderung, mit allen möglichen Gegenständen zu musizieren als mit klassischen Instrumenten“, so der 38-Jährige. „Ich bin eher der Typ für ungewöhnliche Sachen.“
Jeder hat sein Ding gemacht und ging damit auf Tour. Doch irgendwann kam die Einsicht: „Wenn wir zusammen sein wollen, müssen wir zusammen etwas machen“, sagt Geneviève Kérouac. 2008 wurde ihre Kompanie Théâtre à Tempo geboren, mit der sie die USA, Südamerika und Europa bereisten. 2011 kam ihr Sohn auf die Welt.
An der Zirkusschule von Quebec unterrichten
Er veränderte ihr Leben. „Ich kann mit Swingtanz nicht mehr auf Tour gehen. Mit der eigenen Kompanie waren wir von seinem sechsten bis zum 18. Monat unterwegs. Oliviers Mutter begleitete uns. Ich hatte den halben Hausstand dabei, sogar eine Herdplatte, um gesund zu kochen“, berichtet die 39-Jährige. Inzwischen reisen sie häufig in ihrer Heimat, richten ihr Programm auf Familien und Kinder aus, um tagsüber auftreten zu können und abends zu Hause zu sein.
Das Gastspiel in Deutschland wird vorerst ihr letztes sein. Jetzt kann Siméon noch in Sandkästen mit fremden Kindern Spaß haben, etwas mit der Frau von Showpartner Benoît Lemay unternehmen oder die Bühne als Abenteuerspielplatz nutzen. Er kann sich auch gut selbst beschäftigen mit Ball und Büchern und was sonst noch so im Gepäck ist. „Er spielt sehr gern die Show in seiner eigenen Version nach. Er weiß gar nicht, welche natürliche Begabung er für das Schlagzeug hat“, meint die Mutter. Er dagegen sieht sich später eher als Feuerwehrmann.
Wenn ab Herbst die Schulpflicht ruft, machen sie alle das Beste daraus: Siméon akzeptiert es. Olivier Forest will sich neue Kreationen widmen. Geneviève Kérouac wird an der Zirkusschule von Quebec unterrichten. „Das wird die nächsten zehn, zwölf Jahre dauern“, stellt sie lachend fest. „Aber als Clowns und Musiker können wir ja noch mit 100 arbeiten.“