Essen. . Lange wünschten sich Gabi und Arnold H. aus Essen ein zweites Kind. Dann kam Pflegetochter Marie in die Familie und machte das Glück perfekt.
- Familie aus Essen-Schönebeck entschloss sich, Pflegekind aufzunehmen
- Marie war damals elf Monate alt, lebte bereits seit ihrer Geburt bei Bereitschaftspflegeeltern
- Marie nahm denselben Nachnamen wie ihre Pflegefamilie an
Marie* (9) ist ein echtes Wunschkind. „Nach der Geburt unseres ersten Sohnes Jamie hatten wir immer das Gefühl, dass unsere Familie noch nicht komplett ist“, erzählen Gabi und Arnold H. Nach diversen vergeblichen Versuchen war ihnen klar, „dass wir auf natürlichem Weg kein zweites Kind bekommen können“. Die Familie aus Schönebeck suchte nach einer anderen Möglichkeit – und entschloss sich, ein Pflegekind aufzunehmen. „Freunde von uns waren bereits Pflegeeltern und das hat uns animiert, Kontakt mit dem Jugendamt aufzunehmen.“
Es dauerte nicht lange „und wir hielten unser kleines Mädchen in den Armen und konnten unser Glück endlich fassen“. Elf Monate alt war Marie damals, lebte bereits seit ihrer Geburt bei Bereitschaftspflegeeltern. Die leiblichen Eltern waren zu krank, um sich um ihre viel zu früh geborene Tochter (sie kam in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt) zu kümmern.
Die erste Begegnung mit ihrer Pflegetochter wird Gabi H. niemals vergessen. „Marie war eigentlich diejenige, die uns ausgesucht hat, sie ist direkt auf den Schoß meines Mannes gekrabbelt. In dem Moment wussten wir: Sie gehört ab sofort einfach zu uns.“
Leiblichen Mutter noch nicht begegnet
Natürlich gab es immer wieder mal Unsicherheiten, „aber dann war der Pflegekinderdienst sofort zur Stelle und stand uns zur Seite“. Für Marie sind das nur Geschichten, an die sie sich nicht erinnern kann. „Ich war doch immer schon hier“, sagt die zarte Neunjährige mit dem blonden Zopf und den verträumten blauen Augen, „aber ich weiß natürlich, dass ich zwei Mütter habe“. Noch ist sie ihrer leiblichen nicht begegnet, „das mache ich vielleicht. Irgendwann. Wenn ich groß bin.“ Ihre einzige Verbindung ist ein Fotoalbum, das sie sich ab und zu anschaut.
Auf ein regelmäßiges Umgangsrecht, das der Mutter rechtlich zusteht, hat diese bislang verzichtet, jedoch liegt die Vormundschaft nach wie vor bei ihr. „Soweit ich weiß, arbeitet die Mutter gut mit uns zusammen“, so Christiane Schroten vom Pflegekinderdienst des Essener Jugendamtes. Dass sie nicht den Kontakt zu Marie sucht, sei ihrer chronischen Krankheit geschuldet. „Es gibt auch Eltern, die aus Selbstschutz ihre Kinder nicht treffen wollen. Andere sind froh, wenn ihre Tochter, ihr Sohn in einer liebevollen und stabilen Familie groß wird und wollen sie durch ein Treffen nicht verunsichern“, räumt die Sozialarbeiterin mit manchen Vorurteilen auf.
Für Marie, die von ihren Pflegeeltern zärtlich „Püppie“ genannt wird, zählt etwas ganz anderes: Sie konnte sich endlich einen großen Wunsch erfüllen und trägt seit diesem Jahr denselben Nachnamen wie Arnold, Gabi und der 13-jährige Bruder. „Wenn Kinder alt genug sind und die Namensänderung dem Wohl des Kindes dient, dann spricht nichts dagegen“, so Christiane Schroten.
*Name geändert