Essen. Die Quarantäne-Station im Tierheim ist schon vor den Ferien voll: Hunde, die ohne Tollwutimpfung aus dem Ausland kommen, werden beschlagnahmt.

  • Welpen aus dem Ausland ohne Tollwut-Impfung beschlagnahmt
  • Tierheim appelliert an Urlauber, keine Hunde aus Mitleid mitzubringen
  • Nur ein Drittel der Besitzer holt Hunde nach Quarantäne aus Tierheim wieder ab

Während andere Welpen in Familien leben und Kontakt zu Artgenossen haben, verbringt der kleine Labrador-Mischling seine Kinderstube auf der Quarantäne-Station des Tierheims. Grund dafür ist die fehlende Tollwutimpfung. Diese müssen Hunde vorweisen, wenn sie wie der blonde Rüde aus dem Ausland kommen. Fehlt die Impfung, werden die Tiere von der Stadt beschlagnahmt, erklärt Tierheim-Leiterin Tilly Küsters. Die Folgen seien oftmals großes Leid und hohe Kosten.

Daher der Appell der Tierschützer an alle Urlauber: „Tiere sind kein Mitbringsel.“ Dem Tierheim bereiten Fälle, in denen Welpen aus Mitleid, Unwissenheit oder wegen niedriger Preise aus dem Ausland mitgebracht werden, derzeit große Sorgen. „Und sie nehmen zu“, sagt die Leiterin. Bereits vor Beginn der Ferien ist die Hand voll Plätze in der Quarantäne-Station belegt.

Tierpfleger können Artgenossen nicht ersetzen

Die Dunkelziffer der Hunde, die ohne Tollwutimpfung einreisen, dürfte höher sein, schätzt Küsters. Denn nicht jeder gehe mit dem Hund aus dem Ausland gleich zum Tierarzt, der das feststellen könne. Dieser ist dann verpflichtet, das Veterinäramt zu informieren. Denn die Virusinfektion kann durch einen Biss oder Speichel auf den Menschen übertragen werden und tödlich enden. Wegen dieser möglichen Gefahr kam der Labrador-Mix im Juni ins Tierheim, den Essener aus Serbien mitbrachten. Die Impfung nachzuholen, deren Wirksamkeit zu prüfen und die Quarantänezeit einzuhalten, dauert nun Monate.

So lange lebt der Welpe allein im kargen Zwinger. Mit ihm leiden auch Tierpfleger wie Djanah Mostowfi, die den Rüden nur im kompletten Schutzanzug besucht, um ihn zu füttern und sich ein wenig mit ihm zu beschäftigen. Das ersetze allerdings nicht die fehlenden Artgenossen und die Umweltreize bei Spaziergängen, die im Welpenalter so wichtig seien und ihn für sein ganzes Leben prägten, erklärt sie. Stattdessen sei die Gefahr groß, dass diese Hunde später Verhaltensstörungen zeigen.

Tierheim bleibt auf Kosten sitzen

Dieser Aufenthalt bedeutet zudem einen hohen finanziellen Aufwand. Addiert man Tierheim- und Tierarzt-Kosten, werden die sich bei dem Labrador-Mix auf mindestens 1500 Euro belaufen, wenn seine Familie ihn im November wird abholen dürfen. Ob sie diese Rechnung überhaupt wird tragen können oder wollen, ist offen. Fest steht: „Nur ein Drittel aller Besitzer holt ihren Hund nach der Zeit in der Quarantäne ab“, sagt Tilly Küsters. Auf den Kosten bleibt das Tierheim sitzen, das ihn dann an neue Besitzer vermittelt.

Die sucht vielleicht die kleine King-Charles-Hündin bald, die aus der Türkei kam. Sie lebt bereits seit Januar auf der Quarantäne-Station. Bei ihr fehlte nicht nur die Impfung: „Sie war totkrank, hatte eine schwere Lungenentzündung und musste in die Klinik“, berichtet Tilly Küsters bewegt. Finanziell bedeutet das Schicksal des Welpen zudem rund 2000 Euro für dessen Familie – oder das Tierheim.