Essen. Tilly Küsters und Jürgen Wetzel sind die Leiter an der Grillostraße, wo sie bereits seit vielen Jahren arbeiten. Die Vorgängerin wechselte nach Duisburg.
- Zwei langjährige Mitarbeiter leiten jetzt Tierheim mit Etat von 1,4 Millionen Euro
- Verantwortung für 26 Mitarbeiter übernommen
- Jährlich landen 3000 Tiere an Grillostraße
Vom Hausmeister zum Leiter des Tierheims: Das ist der Weg, den die berufliche Laufbahn von Jürgen Wetzel (60) nahm. Immer mal wieder ist er bereits eingesprungen, wenn der Chefposten vakant war. Neu sind seine Aufgaben in der Personalplanung, in der Technik und Arbeitssicherheit daher nicht – die Verantwortung schon. Diese teilt er sich mit Tilly Küsters (60), denn die beiden bilden seit Februar die Doppelspitze an der Grillostraße, wo jedes Jahr rund 3000 Tiere landen.
Dass sie diese Führungsposition mit ihrem Kollegen übernimmt, habe ihr die Entscheidung leichter gemacht. Außerdem müsse es ja einer machen, sagt Tilly Küsters ganz pragmatisch und überlegte nicht lange, als der Vorstand des Tierschutzvereins auf sie zukam. Mit dessen Vorsitzender, Elke Esser-Weckmann, arbeiten beide Leiter eng zusammen. Vorgängerin Bärbel Thomassen wechselte ins Duisburger Tierheim.
In Essen sind die Chefs verantwortlich für 26 Mitarbeiter und die Bewohner: Rund 70 Katzen und 61 Hunde leben derzeit im Tierheim. Hinzu kommen etwa 100 Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster, 15 Vögel und fünf Exoten, darunter Landschildkröten und Königspython.
Mit dem Tierheim verbindet die neuen Chefs eine lange Geschichte. Die von Tilly Küsters beginnt 1993. Damals suchte die gelernte Versicherungskauffrau nach der Kinderzeit einen neuen Job – das Tierheim eine kaufmännische Mitarbeiterin. Seitdem kümmert sie sich um die Verwaltung, um die Buchhaltung und die Gehaltsabrechnungen. Die Kosten dieses tierischen Betriebs belaufen sich jährlich auf immerhin mehr als eine Million Euro. Diese Aufgaben wird Tilly Küsters nun auf dem Chefposten weiterhin übernehmen.
Gute Vermittlung
Direkten Kontakt mit Tieren hat sie immer dann, wenn Hunde oder Katzen im Büro sind oder sie in der Mittagspause im Katzenhaus vorbeischaut. Und zu Hause in Horst, wo zwei Katzen zum Haushalt der gebürtigen Kölnerin gehören.
Finanzierung
Der Etat des Heims beträgt 1,4 Millionen Euro, finanziert aus Spenden, Erbschaften und Mitgliedsbeiträgen. Seit 2016 zahlt die Stadt 550 000 Euro (zuvor 200 000 Euro).
Dafür versorgt das Heim Fundtiere, für die die Stadt verantwortlich ist, aber kein eigenes Tierheim hat. 67 Prozent der Kosten machen Fundtiere aus.
Jürgen Wetzel, der ursprünglich eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker machte und später als Techniker für Kälte-, Wärme- und Schallschutz auf Montage war, wohnt bereits seit 2001 im Tierheim. Angefangen hat er als Ehrenamtlicher, der Hunde ausführte und Zwinger putzte. Mit dem Job als Hausmeister zog er in eine der Wohnungen im Obergeschoss, in der er mit Frau, Sohn, zwei Katzen, drei eigenen Hunden und einem Pflegehund lebt, den sie aufs Leben in einer Familie vorbereiten.
Schließlich dreht sich im Tierheim alles um eine gute Vermittlung. Und weil dabei die ehrenamtliche Gassigeher helfen, werden diese nun geschult. Ein erstes Seminar gab es bereits, ein zweites soll im Juni folgen. Eine neuen Katzenkrankenstation ist ein weiterer Wunsch von Jürgen Wetzel, zu zerklüftet sei die derzeitige. Am Herzen liegt den beiden Leitern auch, über Welpenhandel im Ausland aufzuklären. Denn regelmäßig landen mitgebrachte junge Hunde wegen fehlender Impfung oder Papiere auf der Quarantänestation. „Das bedeutet mitunter monatelange Isolation in der wichtigen Prägephase“, erklärt Wetzel, dem die tierischen Schicksale genauso nah gehen wie allen an der Grillostraße. Dazu zählen die von Katze Carola, die Diabetes hat und das der vernachlässigten Hündin Amira.