Essen. . Auf dem deutschlandweit ersten Urnenfeld mit gemeinsamen Gräbern für Halter und Haustiere gab es im ersten Jahr nur drei Bestattungen.
- Im ersten Jahr nach der Eröffnung nur drei Bestattungen in Frintrop
- Deutlich teurer ist die Mensch-Tier-Bestattung bei „Unser Hafen“ nicht
- Firmenchef will Entwicklung langfristig betrachten
Als vor einem Jahr auf dem Bergfriedhof in Frintrop eine Fläche eröffnet wurde, auf der sich Menschen gemeinsam mit ihren Haustieren in Urnengräbern bestatten lassen können, war die mediale Aufmerksamkeit groß. Urnengräber für Mensch und Tier gab es bis dahin hierzulande noch nicht, dafür schon kontroverse Diskussionen: Juristisch unterliegen Tierleichen offiziell dem Abfallrecht, und die Kirchen hatten in Bezug auf diese Bestattungsart theologische Grundsatzfragen zu klären.
Ein Jahr nach der Eröffnung des Friedhofs „Unser Hafen“ in Frintrop fällt die Bilanz des Anbieters trotz all der öffentlichen Aufmerksamkeit nüchtern aus.
Bilanz „nicht besonders umwerfend“
„Fakt ist, dass wir im vergangenen Jahr nur drei Menschen in Essen bestattet haben“, sagt Karl-Heinz Könsgen, Geschäftsführer der „Deutschen Friedhofsgesellschaft“. Die Lieblinge der verstorbenen Halter werden den Urnengräbern später beigesetzt. Drei Bestattungen, das sei „nicht besonders umwerfend“, gesteht Könsgen. Auf dem zweiten „Unser Hafen“-Friedhof des Bonner Familienunternehmens – der fast zeitgleich in der Nähe von Koblenz eröffnet wurde – sei die Situation ähnlich. Dort hätten vier Bestattungen stattgefunden, erklärt Könsgen mit Enttäuschung.
Auch Gemeindepfarrer Fritz Pahlke berichtet eher von Zurückhaltung. „Auf mich ist noch niemand mit dem Wunsch nach einer Bestattung dort zugekommen.“ Die schmucken Grabanlagen auf dem Bergfriedhof sind also größtenteils Mustergräber.
Trotzdem sind die Verantwortlichen weiterhin überzeugt, mit dem Konzept eine Lücke zu schließen. „Das Tier hat als Familienmitglied jüngst eine ganz neue Bedeutung erhalten. Für viele einsame Menschen ist der Vierbeiner der einzige Gefährte. Und ein Familienmitglied oder einen Freund kann man ja nicht einfach im Tierheim in die Kühltruhe werfen“, meint Claudia Kuhnke vom Kleintierkrematorium „Rosengarten“. Dieses kooperiert mit „Unser Hafen“. Friedhofsgärtner Uwe Brinkmann, für den Bergfriedhof verantwortlich, ergänzt: „Wir bieten Interessierten hier eine legale Möglichkeit, so dass niemand sich durch das Verscharren von Tierasche auf Gräbern in Nacht-und-Nebel-Aktionen strafbar machen muss.“
Was in der Theorie gut klingt, findet bislang nur im sozialen Netzwerk Facebook Anhänger. Dort hat „Unser Hafen“ mehr als 9000 Fans. Lukas Henseleit, Sprecher des Projektes im Auftrag der Deutschen Friedhofsgesellschaft, betont: „Das Interesse ist riesig, wir erhalten zahlreiche Anfragen auf unseren Infoveranstaltungen in der Region.“
Eine Idee, die viel Zeit braucht?
Darum mahnt Karl-Heinz Könsgen Geduld an: „In Bestattungssachen dauern die Dinge häufig etwas länger.“ Für ihn ist klar: „Das Konzept ist ein Versuch. Wir können noch nicht sagen, ob ‚Unser Hafen‘ jemals Gewinn abwirft. Es ist ein Risiko, das ist uns bewusst.“ Aber niemand müsse sich sorgen, dass der Friedhof geschlossen werde: „Wer bei uns ein Grab erwirbt, hat auch einen Anspruch darauf.“
Friedhofsgärtner Brinkmann gibt der Idee ebenfalls noch viel Zeit: „Es gibt viele Interessenten, die mittleren Alters sind – und daher nicht in naher Zukunft sterben.“ Man müsse die Entwicklung langfristig betrachten. Signifikant teurer sei eine „Unser Hafen“-Bestattung nicht. Viel eher spiele eine andere Frage eine Rolle: „Mit dem eigenen Tod beschäftigt man sich nicht gerne. Die Entscheidung, welche Bestattungsform man wünscht, fällt man kaum von heute auf morgen.“
Das kosten die Urnengräbe für Mensch und Tier
Mensch und Tier werden erst im Urnengrab vereint: Trauerfeier, Einäscherung und Überführung finden getrennt statt. Die Grabpflege wird übernommen, wenn der Tierhalter ein Freundschaftsgrab wählt. Dann kümmert sich ein Gärtner bis zu 20 Jahre um die Ruhestätte. Diese Pflege ist im Preis von 1725 Euro inbegriffen. Beim „Familiengrab“ können zwölf Urnen mit der Asche von Angehörigen oder Tieren bestattet werden. 2300 Euro kostet diese Option (mit Pflege). Ein Urnenreihengrab in bevorzugter Lage kostet auf städtischen Friedhöfen inklusive 25-jähriger Pflege 1560 Euro.