Essen. Mit sofortiger Wirkung gibt das Land das Asyl im Opti-Park in Essen auf. Es bestehe kein Bedarf, den Opti-Park als Landeseinrichtung fortzuführen. Die Stadt will das Heim nicht übernehmen.
- Land gibt Asyl-Unterkunft im Opti-Park endgültig auf, Stadt will Heim nicht übernehmen
- Land stellt sämtliche Flüchtlingsunterkünfte auf den Prüfstand
- In der vergangenen Woche war Unterkunft geräumt worden. Offizieller Grund: Brandschutzmängel
Das Land gibt die Asylunterkunft im Opti-Park in Essen mit sofortiger Wirkung auf. Damit bestätigen sich Gerüchte, die bereits nach der überraschenden Räumung am vergangenen Dienstag, 31. Mai, laut geworden waren. Schon da hieß es, das Land wolle sich dauerhaft von dem ungeliebten Heim an der Altendorfer Straße im Westviertel trennen. Die Bezirksregierung hatte dagegen auf Brandschutzmängel verwiesen und die 414 Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in Einrichtungen in Duisburg und Niederkrüchten untergebracht – angeblich bis zu einer Reparatur der Brandmeldeanlage. An diesem Dienstag kam die offizielle Wende: „Mit Blick auf die momentan in ausreichender Zahl zur Verfügung stehenden Landesplätze, besteht seitens des Landes kein Bedarf mehr die Unterkunft im Essener Opti-Park als Landeseinrichtung fortzuführen“, erklärte Stefanie Klockhaus, Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf.
Nachdem sich der Zustrom der Flüchtling zuletzt deutlich verringert hat, gibt es in vielen Landeseinrichtungen freie Kapazitäten; so auch in der neuen Erstaufnahmeeinrichtung auf dem früheren Kutel-Gelände in Fischlaken. In dieser Situation stellt das Land nun alle vorhandenen Einrichtungen auf den Prüfstand, insbesondere solche, die in akuten Notlagen eilig angemietet wurden, aber grundsätzlich als ungeeignet bis problematisch gelten. „Es geht darum landesweit die Kapazitäten dem Bedarf anzupassen, dabei aber auch künftige Prognosen über zu erwartende Flüchtlingszahlen mit zu berücksichtigen. In verschiedenen Gesprächen mit dem Innenministerium und den Bezirksregierungen wurde eine Bestandsaufnahme gemacht, welche Unterkünfte in welcher Form bestehen bleiben und weiterentwickelt werden, oder welche auslaufen und nicht weiter betrieben werden“, betont Klockhaus.
Opti-Park als unwirtlich und marode kritisiert
Für den seit 2014 genutzten Opti-Park sah man offenbar keine Zukunft, immer wieder war er von Flüchtlingen wie vom Personal als unwirtlich und marode kritisiert worden. Erst kürzlich hatte es in dem Gebäude Malerarbeiten gegeben, Duschen waren erneuert worden; auch eine Erneuerung der Kantine war geplant. „Wäre die Entscheidung zu Gunsten des Opti-Parks gefallen, hätten wir natürlich die notwendigen Instandsetzungsarbeiten umgehend beauftragt. Hierauf verzichten wir nunmehr aus Kostengründen“, erklärt Klockhaus.
Kostspielig könnte aber auch die Abgabe des Gebäudes werden: Das Land hat einen bis 2024 laufenden Mietvertrag mit dem Eigentümer der Immobilie. Laufende Verträge müsse man natürlich berücksichtigen, heißt es dazu aus Düsseldorf. Man hoffe auf eine „einvernehmliche Lösung“ und führe Gespräche mit allen Beteiligten.
Sozialdezernent: „Der Opti-Park ist teurer als die Zeltdörfer“
Dazu dürfte auch die Stadt Essen gehören, die durch die Übernahme der Einrichtung mit ihren mehr als 700 Plätzen zwei Zeltdörfer ersetzen könnte. Sozialdezernent Peter Renzel aber winkt ab: „Der Opti-Park ist teurer als die Zeltdörfer. Wir könnten uns höchstens vorstellen, temporär einige Plätze dort zu nutzen.“
Die meisten Opti-Park-Mitarbeiter vom Betreiber European Homecare (EHC) sind bereits seit der Räumung in anderen Unterkünften tätig. „Wir haben keine Kapazitätsprobleme, wenn diese Einrichtung wegfällt“, sagt EHC-Sprecher Klaus Kocks.
Auch Pro Asyl, das eine regelmäßige Verfahrensberatung für Flüchtlinge anbot, hatte sich nach der Räumung zunächst umgestellt: „Die Mitarbeiter aus dem Opti-Park stocken jetzt das Beratungsteam auf dem Kutel-Gelände auf“, sagt Kathrin Richter von Pro Asyl. Dies sei allerdings ausdrücklich als vorübergehende Maßnahme gedacht gewesen: „Wir sind sehr verwundert, dass wir aus den Medien erfahren, dass der Opti-Park dauerhaft geschlossen wird.“ Bislang sei sie nicht offiziell von der Bezirksregierung informiert worden. „Dabei hieß es uns gegenüber, man werde uns umgehend informieren, wenn wir wieder in die Einrichtung zurückkehren könnten. Wir sind ratlos, wie es nun weitergeht.“
Ehrenamtliche fühlen sich überrumpelt
Überrumpelt fühlen sich von dem Aus die vielen Ehrenamtlichen, die seit zwei Jahren dazu beigetragen haben, die angespannte Lage in der Massenunterkunft erträglicher zu gestalten. Nach der Räumung habe es von Seiten der Bezirksregierung keinerlei Kontakt mehr zu ihnen gegeben, sagt Katharina Kremer, die die Kleiderkammer im Opti-Park mit aufgebaut und geleitet hatte. „Wir sind erst zu Neujahr in neue Räume auf dem Gelände gezogen, haben neue Regale gebaut und kistenweise Kleiderspenden einsortiert.“ Im Laufe der Jahre habe man rund 8000 Menschen eingekleidet, außerdem habe es in der Kleiderkammer eine Spielecke gegeben. „Viele Helfer sind täglich gekommen und fragen sich seit der Räumung, wie es nun weitergeht“, sagt Katharina Kremer. Immer wieder meldeten sich auch ratlose Bürger, die Kleidung abgeben wollten und vor der verschlossenen Tür standen.
Eine bessere Info-Politik, ein bisschen mehr Respekt hätten sich die Ehrenamtlichen schon erhofft. „Jetzt müssen wir gucken, wie wir mit gut 1000 Kisten voller Kleidung umziehen – und wohin.“