Essen. . Die Betreuung von Flüchtlingen, die frisch in eigene Wohnungen umgezogen sind, ist derzeit in Essen ausgesetzt. Caritas und Diakoniewerk sind völlig überlastet.
- Betreuung von Flüchtlingen in Wohnungen ist ausgesetzt
- Caritas und Diakonie sind völlig überlastet
- Derzeit sind gut 100 Wohnungen ohne Betreuer
Ein Schlüsselprojekt der Integration in Essen ist seit Wochen ausgebremst: Flüchtlinge, die neu in städtische Projektwohnungen ziehen, können nicht mehr von Sozialarbeitern betreut werden. Diakoniewerk und Caritas haben die Reißleine gezogen, weil ihre Mitarbeiter völlig überlastet sind.
„Ein Sozialarbeiter sollte für 25 Wohnungen zuständig sein, jetzt sind es mehr als doppelt so viele – wir sind an der Belastungsgrenze“, sagt Caritas-Direktor Björn Enno Hermans. Das achtköpfige Caritas-Team betreut die Bewohner von 400 Wohnungen; darunter große Familien. Beim Diakoniewerk sei das Bild ähnlich, bestätigt der Leiter des zuständigen Fachbereichs, Jörg Lehmann: „Bei uns kümmern sich zehn Sozialarbeiter um 536 Wohnungen.“ Sie begleiten die Bewohner zum Beispiel bei Behördengängen, Schulanmeldung oder Kita-Suche.
„Es gibt schon 100 Wohnungen ohne Betreuung“
Weil sie diese wertvolle Arbeit naturgemäß nicht für eine unbegrenzte Zahl von Flüchtlingen leisten können, nehmen die beiden Wohlfahrtsverbände seit vier bzw. fünf Wochen keine neuen Aufträge an: „Es gibt schon 100 Wohnungen ohne Betreuung“, sagt Hermans. Gleichzeitig gestalte sich die nötige Aufstockung der Stellen schwierig: Bei vielen der Flüchtlinge, die nun aus Unterkünften ins eigene Heim ziehen, ist das Asylverfahren schon abgeschlossen. Damit ist nicht mehr das Amt für Soziales und Wohnen für sie zuständig, sondern das Jobcenter. Dort aber muss erst geklärt werden, ob es einen Etat für die einjährige Betreuung der Flüchtlinge gibt.
„Wir prüfen alle Möglichkeiten, wie sich die Betreuung auch übers Jobcenter finanzieren lässt“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel. Denkbar wäre etwa, sie wie eine psychosoziale Beratung als „flankierende Leistung“ einzustufen. Wie es nun weiter geht, wollen die Wohlfahrtsverbände, Sozialamt und Jobcenter heute ausloten. Lehmann hofft auf eine Einigung: „Es wäre tragisch, wenn es das Angebot nicht mehr gäbe. Besser kann man die Menschen nicht integrieren.“