Essen. Der Konkurrenzdruck wird nach Einschätzung der Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft steigen. Die vermittelte im vergangenen Jahr 320 Langzeitarbeitslose in Arbeit.

  • Auf dem zweiten Arbeitsmarkt dürfte der Konkurrenzdruck durch Flüchtlinge steigen.
  • Davon geht die Essener Arbeits- und Beschäftigungsgesellschaft aus.
  • Für den städtischen Weiterbildungsträger stellt dies auch eine Chance dar.

Durch den Zuzug von Flüchtlingen, die schlecht ausgebildet sind oder über keine Berufsausbildung verfügen, wird nach Einschätzung der Essener Arbeit und Beschäftigungsgesellschaft (EABG) der Konkurrenzdruck auch auf dem so genannten zweiten Arbeitsmarkt zunehmen. Geschäftsführer Ulrich Lorch sieht hier den Bund in der Pflicht. Es sei dringend erforderlich, dass die finanziellen Mittel für die Beschäftigungsförderung erhöht würden.

Der Weg in Arbeit bleibt steinig und schwer für jene, die kaum noch eine Chance haben. Von 1237 Arbeitslosen, die 2015 über „Ein-Euro-Jobs“ an Beschäftigungsmaßnahmen der EABG teilnahmen, konnten 320 Personen in Arbeit vermittelt werden, „üblicherweise befristet“, wie Lorch einräumt, der dies dennoch als Erfolg wertet. Durchschnittlich seien die Teilnehmer fast achteinhalb Jahre ohne Arbeit. Statistisch verfügen zwei von drei Teilnehmern über keine abgeschlossene Berufsausbildung, 60 Prozent sind gesundheitlich eingeschränkt, fast jeder zweite ist verschuldet. Kurz: Die Voraussetzungen für eine Anstellung sind so schlecht, dass die Chancen gen null tendieren, wie Lorch ausführt. Längst ist deshalb von „gesellschaftlicher Teilhabe“ die Rede, wenn es um Beschäftigungsförderung geht. Lorch „Alles andere würde bedeuten, die Leute aufzugeben“, sagt er. Dass Bildungsträger wie die EABG mit insgesamt rund 350 Beschäftigten davon leben, ist Teil der Wahrheit. Das städtische Tochterunternehmen steht dabei „in einem harten Wettbewerb“ mit anderen Anbietern, wie es Lorch formuliert.

Finanzielle Schieflage

„Flüchtlinge kommen erst nach und nach bei uns an“, berichtet Co-Geschäftsführer Hartmut Kütemann-Busch. Die Zahl dürfte steigen, je mehr Personen Sozialleistungen nach Hartz IV beziehen. Fatal wäre es, sollten Leistungsbezieher den Eindruck gewinnen, Flüchtlinge würden bevorzugt, etwa durch spezielle Programme zur Beschäftigungsförderung, sollte der Bund solche auflegen, warnt die Vorsitzende des Ausichtsrates, Julia Kahle-Hausmann,.

Die Stadttochter sieht im Zuzug von Flüchtlingen auch eine Chance für ihr Geschäftsmodell. 2015 hatte die Stadt dem zur EABG gehörenden Berufsförderungszentrum (BfZ) einen Zuschuss über 216.000 Euro gewährt. Die Qualifizierungseinrichtung war in finanzielle Schieflage geraten und arbeitet nun etwa an Kursen, die in Englisch beginnen, so dass Flüchtlinge bei der Qualifizierung nicht zuviel Zeit verlieren, da sie die deutsche Sprache erst erlernen müssen.