Essen. Ungewöhnliche Aktion zum Tag der Organspende, der am 4. Juni ist: Mediziner und Patienten sprechen in der U17 wildfremde Menschen an.

Es ist laut und wuselig, Türen gehen auf und zu, Menschen steigen ein und aus. Am Mittwochvormittag fährt ein Team, bestehend aus zwei Ärzten und drei Transplantationspatienten, mit der U 17 vom Holsterhauser Platz zum Karlsplatz. Sie möchten auf den anstehenden „Tag der Organspende“ am Samstag, 4. Juni, und auf das Thema Organspende aufmerksam machen. „In der Bahn trifft man die Menschen mitten im Leben an, wir möchten erreichen, dass sich die Leute mit dem Thema Organspende beschäftigen. Viele wissen beispielsweise gar nicht, dass man auch die Option, keine Organe zu spenden, auf dem Ausweis ankreuzen oder aber die Entscheidung Angehörigen überlassen kann“, erklärt Dr. Stefan Becker, Transplantationsbeauftragter der Uniklinik.

In der Bahn spricht das Team zwei Stunden lang Mitfahrende an. Die Ärzte und Patienten fragen, was sie über das Thema Organspende wissen, ob sie einen Organspendeausweis haben und klären rund um die Thematik auf. Wer interessiert ist, bekommt eine Broschüre mit allen Informationen zur Organspende und einen Organspendeausweis.

Zahl um 30 Prozent zurückgegangen

Judith Neumann, die vor 15 Jahren eine Leber transplantiert bekommen hat und nun Botschafterin der Essener Stadtverwaltung für Organspende ist, und an der Aktion teilnimmt, macht diese Beobachtung: „Die Menschen reagieren sehr unterschiedlich. Zwei junge Frauen haben mir erzählt, dass sie bereits einen Organspendeausweis haben, weil sie einen Fall in der Familie hatten. Eine ältere Dame hingegen hat mich unfreundlich abgewiesen.“

Wo sich Bürger informieren können

Der Tag der Organspende wird am Samstag, 4. Juni, begangen. Die zentrale Veranstaltung findet an diesem Tag in München statt.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert interessierte Bürger auf ihrer Internet-Seite www.organspende-info.de über alle möglichen Aspekte zum Thema.

Persönliche Fragen können Bürger unter der gebührenfreien Nummer 0800-9040400 stellen, die von der Bundeszentrale mit der Stiftung Organtransplantation betrieben wird.

Der Transplantationsbeauftragte des Uniklinikums ist per E-Mail zu erreichen: stefan.becker@uk-essen.de

Natürlich ist es schwierig in der U-Bahn, Menschen, die eilig unterwegs sind, für dieses Thema zu sensibilisieren. Trotzdem gelingt es. Der Passagier Olaf Binden nimmt die Info-Broschüre an und sagt: „Ich habe mich zuvor noch nicht über das Thema Organspende informiert, finde es aber wichtig und werde es jetzt nachholen.“

Zum Tag der Organspende starten derzeit bundesweit die Krankenhäuser Aktionen.„In den letzten Jahren sind die Zahlen der Organspender um 30 Prozent zurückgegangen, und es wurden 3000 Organe weniger transplantiert“ berichtet Becker: „Umso wichtiger ist es heute, dass wir die Menschen erreichen konnten.“