Essen. . Mutter, Baby und Uniklinik Essen im Glück. Baby Marni hat eine neue Leber, und das Mädchen ist wohlauf. Seine aus Dortmund stammende Mutter Chantal Krause hat Anfang Februar der Kleinen ein Stück der eigenen Leber gespendet. Und damit Marnis Leben gerettet. Am Dienstag kommt das Kind nach Hause.

Ein Baby, das wieder lächelt, eine Mutter, die strahlt. Was für ein Segen, dass so manche traurige Geschichte glücklich endet. Wie die der kleinen Marni-Giselle. Das schwerkranke, acht Monate alte Mädchen machte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen. Denn es kämpfte mit dem Tod, brauchte dringend eine neue Leber. Weil es kein passendes fremdes Spenderorgan gab, ließ sich Marnis Mutter Chantal (23) in der Essener Uniklinik einen Teil ihrer Leber entfernen. Ein lebensrettendes Geschenk für ihre Tochter. Mutter und Kind sind wohlauf. Am kommenden Dienstag wird Marni aus der Uni-Kinderklinik nach Hause entlassen.

Das Mädchen, das mit seinen Eltern und seinen Brüdern Jamiro (5) und Miguel (3) in Dortmund lebt, litt an einem angeborenen Defekt. Die Gallenwege des Babys waren verstopft, die Gallenflüssigkeit konnte nicht abfließen, was die Leberzellen des Kindes zerstörte.

Normale Kost vertrug sie nicht

„Marnis Bauch war immer dick, aufgetrieben, wie bei einem Kind, das hungert. Sie konnte sich nicht auf den Bauch legen, nicht sitzen“, erzählt Chantal Krause. Normale Babykost vertrug ihr Mädchen nicht. Es musste mit einer Spezialnahrung gefüttert werden – und wiegt derzeit – mit acht Monaten – gerade einmal 5300 Gramm. Chantal Krause war schon viel früher bereit, ihrer Tochter ein Stück ihrer Leber zu spenden, die bei der 23-Jährigen in den folgenden Monaten wieder nachwachsen wird. Die Essener Uniklinik wollte dies jedoch zunächst noch einmal abwarten, der jungen Frau und dreifachen Mutter einen so großen Eingriff ersparen. Die Ärzte hofften, doch noch ein geeignetes Spenderorgan eines Verstorbenen für das schwerkranke Kind zu finden.

Da sich Marnis Zustand jedoch schnell verschlechterte, willigte die Klinik schließlich in das Angebot der Mutter ein. Am 6. Februar wurden Marni und sie jeweils rund sechs Stunden operiert. Zehn Ärzte kümmerten sich um die beiden Patientinnen. Das Baby war nach der Operation sofort munter, wollte trinken, essen und „war richtig gut drauf“, wie Chantal Krause erzählt.

Ein großer Schreck sollte jedoch noch eine Woche später folgen: Bei Marni wurden innere Blutungen festgestellt. Das Mädchen musste erneut operiert werden. „Bis zum vergangenen Sonntag war sie auf der Intensivstation. Jetzt ist alles gut“, sagt ihre Mutter. Und fügt hinzu: „Marni ist richtig aktiv. Früher hat sie stundenlang geschlafen, weil es ihr nicht gut ging. Und das Baby hatte eine Hautfarbe, als hätte es Gelbsucht.“

Marni wird, so versichert Prof. Eckhard Nagel, Ärztlicher Direktor des Essener Uniklinikums und selbst Transplantationsmediziner, später ein weitgehend normales Leben führen können. „Sie wird mit anderen Kindern in einen Kindergarten, dann in die Schule gehen können. Allerdings wird es für sie immer wichtig sein, dass die Jungen und Mädchen um sie herum geimpft sind. Damit das Risiko einer Ansteckung bei einer Erkrankung für Marni möglichst gering ist.“ Denn als Organtransplantierte wird sie ihr Leben lang Medikamente einnehmen müssen, die ihre Immunabwehr unterdrücken. Die Mittel sollen verhindern, dass ihre neue Leber vom Körper wieder abgestoßen wird.

Häufig waren Eltern die Lebensretter

Für Mediziner Nagel ist die Genesung eines Kindes, das so schwer krank war wie Marni, immer noch wie ein Wunder. „Denn auch für uns Mediziner ist die Operation eines so kleinen Kindes immer aufregend, keine alltägliche Situation.

Die Essener Uniklinik verfügt über das größte Kinder-Lebertransplantationszentrum in Deutschland. In jüngster Zeit wurden dort jährlich 20 bis 25 Patienten wie Marni behandelt. Häufig waren die Eltern die Lebensretter. Eckhard Nagel: „Denn leider ist die Organspende-Bereitschaft hierzulande nicht hoch und war 2013 sogar noch niedriger als 2012.“