Essen. Das Präventionsprojekt „Kurve kriegen“ startet im Sommer auch in Essen. Die Polizei sucht Träger, die die Sozialpädagogen zur Verfügung stellen.
- Start des Projekts, das vom Land finanziert wird, ist im Sommer
- Jeder in das Projekt „Kurve kriegen“ investierte Euro spart zehn Euro Folgekosten
- In 2015 waren unter den 20 764 Tatverdächtigen in Essen538 jünger als 14 Jahre
Sie prügeln, sie rauben, sie erpressen, sind noch keine 14 Jahre alt und die jüngsten unter ihnen gerade mal acht, wenn sie das erste Mal auf die schiefe Bahn geraten. Die kleinsten unter den Kriminellen wieder aufs richtige Gleis setzen, bevor sie strafmündig werden, will ein Präventionsprojekt des Landes: Nach einer mehrjährigen und nach Einschätzung des Innenministeriums erfolgreichen Pilotphase in acht Städten soll „Kurve kriegen“ bald auch in Essen an den Start gehen, um verkrachte Karrieren, die nicht selten im Knast enden, von Kindesbeinen an zu verhindern.
Start des Projekts, das vom Land finanziert wird, ist im Sommer, heißt es im Polizeipräsidium. Zur Zeit sei man in Gesprächen mit örtlichen Trägern, die zwei bis drei Fachkräfte stellen. Die Sozialpädagogen sollen künftig mit den Polizeibeamten an der Büscherstraße eng zusammenarbeiten und für jedes Kind Hilfepläne erarbeiten.
Individuelle Maßnahmepakete
Fehlt einem Jungen zum Beispiel eine Tagesstruktur sei es denkbar, ihn in einem Sportverein anzumelden. Sind eher ständige Prügeleien die Auslöser für Ungemach, könnte eher ein Anti-Aggressionstraining helfen. „Es werden individuelle Maßnahmepakete geschnürt“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Kosten dafür trage das Land.
538 tatverdächtige Kinder
Unter den 20.764 in 2015 ermittelten Tatverdächtigen in Essen waren 538 jünger als 14 Jahre. Im Vergleich zu 2014 sank der Anteil der kriminellen Kinder laut Polizeipräsidium Essen um 0,2 Prozentpunkte. Ein Kind davon wurde schon vor seiner Strafmündigkeit als Intensivtäter betreut.
Und das offenbar einigermaßen leichten Herzens. Denn in Düsseldorf ist man inzwischen überzeugt davon, dass jedem in das Projekt „Kurve kriegen“ investierten Euro zehn Euro Ersparnis bei den sozialen Folgekosten gegenüberstehen. Etwa für Erziehungshilfen, Haft und Resozialisierung. Dies habe eine Studie herausgefunden, die das Projekt in den Modellstädten wissenschaftlich auf dessen Wirksamkeit untersuchte. Natürlich müssen die Eltern einwilligen, dass sich der Staat verstärkt um ihre Kinder kümmern möchte. Die allermeisten, so heißt es, waren sehr dankbar für die Unterstützung.