Gelsenkirchen.. Die Realschule, die Yussuf T. zuletzt besucht hatte, fordert Unterstützung beim Umgang mit extremismusgefährdeten Jugendlichen. Die Stadt hat noch nicht reagiert.
Die Lehrerin und der Leiter der Realschule an der St. Michaelstraße, die der mutmaßliche Bombenleger am Essener Sikh-Tempel, Yussuf T., seit August 2015 besuchte, kamen am Dienstag zur Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie, wo es dank einer Anfrage der SPD auch um Yussuf T. ging. Gisela Barthelmes und Schulleiter Werner Gallmeister waren nicht geladen. Aber: „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt...“ kommentierte der Schulleiter.
Bis heute nämlich haben weder Jugendamt noch Schulträger mit der Schule gesprochen. Die beiden Lehrkräfte hatten im Januar der Polizei gemeldet, dass Yussuf ein Video von einer Explosion auf dem Schulhof rumgezeigt hatte. Die Polizei hat sich mittlerweile entschuldigt, danach nicht hinreichend eingegriffen zu haben.
Bezirksregierung will die Anregungen der Schule umsetzen
Ansonsten, so Gallmeister, habe allein die Bezirksregierung reagiert. Dort habe man die Anregungen der Schule aufgegriffen, was Schulen brauchten, um besser gerüstset zu sein für den Umgang mit extremismusgefährdeten Jugendlichen, so Gallmeister gegenüber der WAZ. Fortbildung, Ausbau von Wegweiser und Vernetzung etwa.
Die Sozialarbeiter des „Wegweiser“-Projektes leisten seiner Überzeugung nach ausgezeichnete Arbeit. Das Projekt müsse aber ausgebaut werden. Und bei Runden Tischen, so seine klare Forderung, müssten Schulen vor Ort einbezogen werden, die die Lage kennen, und nicht nur die Schulaufsicht.
Jugendamt wusste nichts von der Hausdurchsuchung bei Yussufs Familie
Im Ausschuss dann ging es darum zu ermitteln, wo und warum die Kommunikation nicht funktioniert hat und wie für die Zukunft ein gesichertes Verfahren gewährleistet werden kann.
Der kommissarische Referatsleiter Wolfgang Schreck räumte ein, selbst „erschrocken“ gewesen zu sein, wie dünn die Jugendamts-Akte von Yussuf T. war. Obwohl jener bereits einmal verurteilt und lange bekannt war. Das Amt habe auch nichts von der Hausdurchsuchung gewusst. Schreck schlug vor, ein klar geregeltes Verfahren wie bei akuter Kindeswohlgefährdung einzurichten, bei dem das bereits existierende Interventionsteam aktiv werde, sobald es eine Meldung gibt.
Markus Karl (CDU) erinnerte an die Anfrage seiner Fraktion von März 2015 zur Prävention gegen die Radikalisierung von Jugendlichen, der wohl nicht hinreichende Aktivitäten gefolgt seien. Er regte an, Lehrerin Gisela Barthelmes Rederecht zu gewähren.
Oberbürgermeister lädt alle Akteure im Juni zu gemeinsamer Sitzung
Deren klare Forderung an Politik und Verwaltung: Mehr Unterstützung, auch beim Austausch der Schulen untereinander und bei dem Spagat, den sie täglich machen müssten. Gewaltbereite Jugendliche, die zum Salafismus tendierten, befeuerten mit ihrem Verhalten und ihrer undemokratischen Sichtweise auf die Welt auch die Vorurteile anderer. Und damit die Zuwendung anderer gewaltbereiter Jugendlicher zu ebenso undemokratischen Rechtsextremen.
Indes hat Oberbürgermeister Frank Baranowski die Kooperation zur Chefsache gemacht und angekündigt, im Juni eine Sitzung mit allen Akteuren anzuberaumen.