Essen-Südviertel. . Der Bahnhof Süd ist frisch gestrichen, der Verfall lässt sich nicht ausblenden. Die Stadt hat nun die Bundesbahndirektion in Frankfurt kontaktiert.

  • Hauptgebäude ist zwar neu gestrichen, Verfall schreitet aber voran
  • Deutsche Bahn sucht noch immer die zuständige Gesellschaft
  • Stadt erklärt Angelegenheit zur Fristsache und kontaktiert DB Bahn in Frankfurt

Zumindest äußerlich hat sich die alte Dame Bahnhof Süd noch einmal in Schale geworfen: Seit ein paar Tagen leuchtet die Fassade des als Gaststätte genutzten Hauptgebäudes wieder strahlend weiß.

Der erste Eindruck blendet dabei nur kurz – denn hinter den Kulissen geht der Verfall des 1914 erbauten Denkmals weiter. Ursache dafür sind in erster Linie die unklaren Eigentumsverhältnisse. Denn während Thomas Draheim – der die Gaststätte selbst jahrelang führte – als Verpächter lediglich für das Hauptgebäude zuständig ist, ist die Verbindungsbrücke über den Schienen sowie ein turmähnliches Nebengebäude im Eigentum der Deutschen Bahn.

Zuständige Gesellschaft bei der Bahn wird noch gesucht

Wie bereits im März berichtet, ist bei dem Verkehrsunternehmen allerdings unklar, welches seiner zahlreichen Gesellschaften für den Erhalt der Immobilie in Frage kommt. Ein Zustand, an dem sich auch gut zwei Monate nach der Anfrage dieser Zeitung nichts geändert hat, wie Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann beteuert: „Die Verhandlungen laufen noch, welche unserer Gesellschaften für die Bauten zuständig ist. Final ist diese Frage noch nicht geklärt, wir arbeiten aber an einer Lösung.“ Ob die Deutsche Bahn dann beabsichtige, das Gebäude zu verkaufen, sei ebenso noch unklar. Ganz sicher hingegen ist sich Thomas Draheim, dass er seinen Teil des Bahnhofs Süd verkaufen möchte. „Unter den jetzigen Voraussetzungen ist das allerdings kaum zu realisieren“, bedauert Draheim, der wohl weiß, dass ein neuer Anstrich nur einer von vielen Punkten auf der langen Sanierungsliste ist.

Während das frische Weiß zumindest von außen für ein etwas freundlicheres Gesicht sorgt, bröckelt vom Brückenbau weiter die Farbe ab. „Um dort zu streichen, müsste der Oberleitungsstrom abgestellt werden, das gestaltet sich etwas schwierig. Außerdem gehört der Bau auch der Bahn“, sagt Draheim. Er ist vorsichtig optimistisch, dass sich am dauerhaften Schwebezustand zeitnah etwas ändert: „Mittlerweile hat es Gespräche mit Vertretern der Deutschen Bahn gegeben, demnächst werden wir auch zu einem Ortstermin zusammenkommen. Irgendwie muss es hier ja mal weitergehen.“

Zukunft der Gastronomie unklar

Auch die Stadt hat sich inzwischen eingeschaltet und die Angelegenheit zur Fristsache erklärt: So wurde mittlerweile die DB Bahn in Frankfurt kontaktiert, binnen vier Wochen einen Ansprechpartner zu benennen. „Mittlerweile ist uns zugesichert worden, dass die Graffiti an den Wänden und der Müll auf dem Grünstreifen zeitnah beseitigt werden“, so eine Sprecherin der Stadt.

Zumindest langfristig unklar ist auch die Zukunft der Gastronomie: Der Pachtvertrag mit der Seaside Beach Baldeney GmbH, die die Gaststätte ebenso betreibt wie den Stadtstrand am Baldeneysee, läuft im Oktober 2017 aus. Ob Geschäftsführer Holger Walterscheid im nächsten Jahr die Option auf Verlängerung zieht, darf zumindest stark bezweifelt werden.

Vorher aber, so viel steht fest, verwandelt sich der große Biergarten an der Rellinghauser Straße pünktlich mit dem Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft am 10. Juni noch einmal in eine große Fan-Arena – samt großer Tribüne zum Public Viewing und spezieller Speisekarte zur EM. Mindestens vier Wochen lang dürfte der schleichende Verfall des Bahnhofs Süd dann kurz in den Schatten des runden Leders treten.