Essen.. Die Stadt Essen will dem Drogenhandel nicht länger zusehen. Denn die Gefahr ist groß, dass die gute Entwicklung der nördlichen Innenstadt stagniert.
Freitag, 12.30 Uhr, U-Bahn-Tunnel Rheinischer Platz: Es ist das gleiche Bild wie an anderen Tagen auch. Sechs junge Männer stehen wie an einer Perlenkette aufgereiht in der Unterführung und auf der Treppe hinauf zum Viehofer Platz. Die Kapuzen zum Teil tief ins Gesicht gezogen. Ihre Augen sind wachsam. Viele Studenten kommen vorbei, es ist Mittagspause im Hörsaalzentrum, das mit dem Neubau direkt an den Rheinischen Platz gerückt ist. Ihr sei noch nie etwas passiert, aber sie fühle sich an diesem Ort nicht wohl, sagt eine Studentin. Ihre Schritte sind schnell.
Die Universität hat sich mehrfach über die Drogendealer vor ihrer Tür beschwert. Auch viele Anwohner in der nördlichen Innenstadt halten die Zustände für unerträglich und fragen drängender: „Warum bekommen Stadt und Polizei das Problem nicht in den Griff?“ Auf der anderen Seite der Friedrich-Ebert-Straße wächst ebenfalls der Druck. Mieter und Eigentümer, die das schicke Univiertel bewohnen, beobachten, wie die Szene in ihr neues Viertel schwappt.
Sorge bei der Stadt
Eigentlich war es ja umgekehrt gedacht: Das neue Univiertel sollte die Zustände in der nördlichen Innenstadt verbessern helfen. „Wir müssen aufpassen, dass wir dieses junge Pflänzchen nicht gefährden“, sagt Allbau-Chef Dirk Miklikowski mit Blick auf das Univiertel, in dem auch der städtische Allbau investiert hat und nun in der Nord-City die Kastanienhöfe hochzieht. Dort sollen im Herbst die Mieter einziehen.
Beim neuen OB Thomas Kufen ist das Thema angekommen. Die Stadt sorgt sich, dass sich die Drogenszene fest etabliert und will nun dagegen vorgehen. „Wir sind mit der Polizei im Gespräch“, bestätigte am Freitag Ordnungsdezernent Christian Kromberg.
Voraussichtlich im März soll es dann ein großes Treffen mit all denjenigen geben, die einen Beitrag leisten können: Neben Polizei und Ordnungsamt, sollen auch Immobilieneigentümer wie der Allbau, die Evag und soziale Einrichtungen diskutieren. Das Ergebnis ist freilich noch offen. Vor allem wird es um eine Antwort auf die schwierige Frage gehen, was man wirksam gegen die Drogenhändler tun kann? Der Rheinische Platz ist der Polizei als Brennpunkt bekannt, „wir arbeiten dort mit verdeckten Ermittlern aber auch mit offenen Kontrollen“, sagt eine Sprecherin. Nachhaltig ausrichten konnte die Polizei bisher gegen die Dealer nichts, die sich auch von den Evag-Kameras im Tunnel nicht abschrecken lassen.
Polizei bislang wenig erfolgreich
Die Polizei liefert sich ein Katz- und Mausspiel: „Das Gegenüber hat sich auf uns eingestellt“, sagt die Polizeisprecherin. Das heißt: Die jungen Männer im Tunnel haben die Ware nicht bei sich, sondern den Stoff irgendwo im Umfeld abgelegt. Deshalb tut sich die Polizei in vielen Fällen schwer, den Handel zu beweisen. Verkauft werden weiche Drogen wie Marihuana aber auch harte wie Heroin und Kokain. Die Verkäufer stammen aus Afrika, und sind meist noch so jung, dass sie unter das Jugendstrafrecht fallen. Das mache es zusätzlich schwerer, sie in Haft zu bringen, sagt die Polizei. Die Befürchtung der Bewohner in der Nord-City ist ohnehin groß, dass sich die Dealer am Ende nur einige Straßen weiter bewegen und sich das Problem am Ende lediglich verlagert. Denn das täten sie heute schon, wenn die Polizei auftaucht.
Mit mehr Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt allein wird es also nicht getan sein. Allbau-Chef Miklikowski beispielsweise will sich anschauen, wo dunkle Ecken baulich verändert werden können oder hohe und dichte Sträucher zurückgeschnitten werden müssten, die heute noch gute Verstecke bieten. Vor allem wird der Allbau um seine neue Zentrale ein Beleuchtungskonzept umsetzen, das mehr Licht ins Umfeld bringt.