Essen. Die Contilia Gruppe holt Bewohner ihrer Seniorenstifte für einen Spielfilm vor die Kamera. Ihre Sehnsüchte dienen als Grundlage für die Geschichte. Premiere ist 2017.
„Klappe!“, ruft Regisseur Orlando Klaus und Frau Schnippler entert den Reisebus. Die rüstige Rentnerin hat nur einen Wunsch: Sie will noch einmal das Meer sehen und riechen. Dafür macht sie sich auf eine unglaubliche Reise – mit dem Bus, einem Oldtimer und zu Fuß – und trifft unterwegs auf viele interessante und skurrile Menschen, die sie ein Stück ihres Weges begleiten.
Das ist in Kurzform die Handlung des etwas anderen Roadmovies, das die Contilia Gruppe mit Senioren aus ihren Einrichtungen verwirklicht. „Die Idee für die Geschichte entstand bei den Interviews, die der Regisseur mit unseren Bewohnern im Vorfeld geführt hat“, erzählt Contilia-Sprecherin Katja Grün. Das Unternehmen betreibt sechs Seniorenstifte im Stadtgebiet.
Regisseur Orlando Klaus nahm sich dafür viel Zeit und kitzelte Leidenschaften und Sehnsüchte hervor, die er zu einem Drehbuch verarbeitete. Besonders die Hauptdarstellerin Brunhilde Mau alias Frau Schnippler imponierte ihm. Die 89-Jährige hat im Rentenalter mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann die sieben Weltmeere bereist – nicht auf mondänen Kreuzfahrtschiffen, sondern auf Frachtschiffen und Tankern. „Diese aufregenden Reisen möchte ich nochmal erleben. Deswegen ist der Traum von Frau Schnippler auch ein bisschen mein eigener“, sagt sie.
Kaiserin Sissi ist auch dabei
„Die Bewohner spielen teilweise sich selbst, spielen ihren Traum oder schlüpfen in ganz neue Rollen“, ergänzt Katja Grün. Wie die Dame, die immer von Kaiserin Sissi schwärmt und für den Film ein entsprechendes Kostüm tragen wird. Oder der betagte Autofreak, der den Oldtimer lenken darf. Eine andere Seniorin, die am liebsten Biographien starker Frauen gelesen hat, mimt die Weltreisende und Schriftstellerin Ida Pfeiffer.
Aber es gibt nicht nur Hauptrollen. Jeder, der Lust hat, darf an dem aufregenden Projekt teilnehmen. Am heutigen ersten Drehtag am Seniorenstift Kloster Emmaus sind es zehn Statisten, die auf ihren Einsatz als Fahrgäste warten. Sie kommen nicht nur aus dem Schönebecker Haus, sondern auch aus Dellwig (Martin-Luther-Haus) und Rüttenscheid (St. Andreas).
15 Drehtage geplant
Doch bevor es losgeht, müssen alle erst mal in die Maske. „So eine Behandlung könnte ich jeden Tag gebrauchen“, scherzt Erna Schenk und streicht durch ihre antoupierten Haare. Die 81-Jährige war bereits bei mehreren Projekten der Contilia Gruppe dabei, zuletzt als Revuetänzerin auf der Bühne des GOP - Theaters. Für sie wie für alle Darsteller ist der Film eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Nicht nur, weil sie mitspielt. „Ich finde es sehr spannend, einem Profiteam beim Drehen zuzusehen. Das erlebt man nicht oft.“
Insgesamt 15 Drehtage sind für Frau Schnipplers Reise angesetzt und wenn alles gut geht, reist die Filmcrew auch ans Meer, um dort das glückliche Ende des Roadmovies zu drehen. Bis der Film geschnitten ist, wird es allerdings noch etwas dauern. Die Premiere in der Lichtburg ist für das erste Quartal 2017 geplant.