Essen. Es gibt vier neue Tänzer in der Aalto-Compagnie. Alle sind klassisch ausgebildet. Aber auch beim modernen Kylián-Abend machen sie eine gute Figur.
In der international besetzten Aalto-Compagnie ist Englisch die erste Wahl im Gespräch beim Training ebenso wie in der Kantine, wenn die strapazierten Füße noch in superweichen Thermo-Boots stecken. Die Gruppe der russisch sprechenden Tänzer wächst mit den Neuzugängen dieser Saison: Als 11-Jähriger kam der gebürtige Ukrainer Yehor Hordiyenko mit seinen Eltern, beide ebenfalls Tänzer, nach Deutschland. An der Ballettschule des Hamburg Balletts von John Neumeier wurde er ausgebildet. „Sie war sehr klassisch orientiert. Das ist die Basis, um modern auf hohem Niveau zu tanzen“, meint der heute 23-Jährige. Zwei Jahre beim Bundesjugendballett folgten, mit dem er an vielen sozialen Projekten beteiligt war. Wir haben „den Tanz in Krankenhäuser, Altenheime oder Gefängnisse zu den Menschen gebracht. Es war eine tolle Erfahrung.“ Jetzt, in Essen, ist es „mein Ziel, mich weiter zu verbessern“.
Aidos Zakan (28) aus Kasachstan hat es bei seinen Engagements von St. Petersburg bis Boston bereits als Solist in die erste Reihe geschafft. In „Don Quichotte“, „Dornröschen“ oder „La Bayadère“ war er in den Hauptpartien zu sehen. Da verwundert es nicht, dass er in Ben Van Cauwenberghs „Nussknacker“ gleich den Prinzen gab. „Das ist für mich keine schwere Rolle. Ich habe bisher nur klassisch getanzt und möchte nun Erfahrungen im modernen Tanz sammeln“, sagt Aidos Zakan. Im Jiří-Kylián-Abend „Archipel“ hatte er gerade Gelegenheit zu glänzen.
"Bessere Perspektive" in Deutschland
Ebenso wie Mariya Tyurina und Artem Sorochan. Die beiden Russen haben sich am Stanislavsky und Nemirovich-Danchenko Musiktheater in Moskau gefunden, nach dem Bolschoi das wichtigste Theater dort. Die 25-jährige Mariya war sechs Jahre in der Compagnie verpflichtet, zuletzt als Zweite Solistin. „Es war sehr klassisch ausgerichtet, aber inzwischen gibt es auch moderne Stücke“, erzählt sie. Und mal abgesehen von ihrer Lieblingsrolle, eine der bösen Schwestern in „Cinderella“, tanzt sie doch lieber modern. Am Aalto-Theater verkörpert sie die Schneekönigin im „Nussknacker“, freut sich aber besonders über ihren Einsatz bei „Archipel“ mit „27’52“ und „Wings of Wax“.
Letzteres Stück hat ihr Lebensgefährte Artem Sorochan auch schon in Moskau getanzt. Klassisch wie modern ist der 24-Jährige geprägt und konnte sich nach einer Verletzung, nach der er zwei Wirbel aus Titan benötigte, wieder vollständig erholen. Bei „Tanzhommage an Queen“ hatten beide inzwischen Premiere, die Besetzung in den Titelpartien „Romeo und Julia“ wäre noch einer ihrer unerfüllten Wünsche.
Doch allein in Deutschland angekommen zu sein, macht sie schon froh. „Hier haben wir eine bessere Perspektive“, so Mariya Tyurina. „Das Schwierigste ist für uns, die Sprache zu lernen.“