Essen-Rüttenscheid. . Nach 16 Jahren stellt das Bar-Restaurant Anfang Juli seinen Betrieb ein. Dafür siedelt sich erneut Systemgastronomie mit italienscher Küche an.
- Kette wurde von Vapiano-Gründern ins Leben gerufen
- Auch Vapiano hält an seinen Plänen für ein neues Restaurant an der Rü fest
- Sorgen um die gastronomische Vielfalt am Standort wachsen
Das Lorenz war bei seiner Eröffnung im Jahr 2000 wohl eines der ersten Lokale auf der Rü, das mit Lounge-Charakter und edlem Interieur einen Hauch Düsseldorfer Chic in den Stadtteil brachte. Das fanden viele gut, andere rümpften die Nase angesichts dieses so gar nicht ruhrgebietstypischen Ambientes. So oder so: In den folgenden Jahren sollten einige Gastronomen mit ähnlichen Konzepten nachziehen; wurden die Restaurants und Speisekarten auf der Rü insgesamt deutlich abwechslungsreicher.
Die Sorgen um eben diese Vielfalt dürften nun noch größer werden: Denn wenn das Lorenz nach dem ersten Juli-Wochenende für immer seine Türen schließt, wird die gastronomische Nachfolge auch hier eine Kette antreten: Ende dieses Jahres will die auf italienische Küche spezialisierte Systemgastronomie L’Osteria einziehen, die allein im Ruhrgebiet bereits an sechs Standorten vertreten ist. Der Grundstein für die L’Osteria wurde Ende der 1990er-Jahre in Nürnberg von Klaus Rader und Friedemann Findeis gelegt. Die beiden Unternehmer gehörten wenig später zu den Mitbegründern der ebenfalls auf italienische Küche spezialisierten Kette Vapiano. Damit dürften sich die beiden Branchen-Größen demnächst auf der Rüttenscheider Straße in unmittelbarer Nachbarschaft Konkurrenz machen: Schließlich will auch Vapiano an den Plänen festhalten, in den ehemaligen Thalia-Räumen neben dem Hotel Arosa ein neues Restaurant zu eröffnen.
Auch leerstehende Ego-Bar wird wohl von einer Kette übernommen
Essen und TrinkenBulut Kocdemir, der das Lorenz in den vergangenen zehn Jahren geführt hat, wollte sich weder zu den genauen Umständen der bevorstehenden Schließung, noch zu seinem Nachfolger äußern. Seinen Mitarbeitern hat er bereits gekündigt. Insgesamt sei das Geschäft auf der Rü immer schwieriger geworden, „die Konkurrenz ist einfach viel zu groß“, sagte Kocdemir. Er ziehe sich aus der Gastronomiebranche zurück, um mehr Zeit mit seinen beiden kleinen Kindern zu verbringen: „Ich möchte gerne umsatteln und überlege, Erziehungswissenschaften zu studieren“, sagte Kocdemir auf Anfrage. Bis einschließlich 3. Juli bleibe das Lorenz noch geöffnet, der Hotelbetrieb laufe auch darüber hinaus weiter.
Rolf Krane, der gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) „oft versucht, den breiten Mix zu erhalten“ mahnt an, dass es um das richtige Maß gehe: „Die Rüttenscheider Straße kann sicherlich ein paar Ketten vertragen. Schließlich locken viele dieser Konzepte neues und junges Publikum an. Wir müssen aber aufpassen, dass das Verhältnis nicht kippt.“ Zwar sei die IGR oft bei Standortsuche und -vermittlung behilflich. „Wer aber letztlich einzieht, ist Sache des Eigentümers. Und oft können sich auch nur noch Systemgastronomien die gestiegenen Mieten leisten“, gibt Krane zu bedenken.
Dass der gute Mix mit vielen individuellen Konzepten tatsächlich bedroht ist, steht auch an anderer Stelle zu befürchten: So soll dem Vernehmen nach auch die seit über einem Jahr leer stehende Ladenzeile gegenüber der Siechenhauskapelle – ehemals die „Ego-Bar“, eine Cocktailbar und ein Restaurant – von einem Systemgastronomen übernommen werden.