Essen. An Interessenten mangelt es nicht – die Kult-Zeiten aber sind vorbei. Abgesang auf einen Club, der das Nachtleben der Stadt 28 Jahre prägte.

Er galt lange als unverwüstlicher Kult-Club, dem der kitschige Charme aus mehr als 25 Jahren anhaftete. Eine sichere Bank im naturgemäß von Turbulenzen geschüttelten Essener Nachtleben, in dem immer neue Player auf der Tanzfläche auftauchten und ebenso schnell wieder verschwanden.

Die Ego-Bar gab sich von all dem lange Zeit unbeeindruckt. Szene-DJs, die angesagte House- und Elektrosounds auflegen, suchte man dort ebenso vergebens wie einen Dress-Code oder ein auf Hochglanz poliertes Interieur. Stattdessen gab es einen Raum mit einer Theke in Eiche Rustikal, teils abgewetzte Ledersessel, schummeriges Licht und musikalisch all das, was auf Mainstream ausgelegte Radiosender gerne als „Kulthits und das Beste von heute“ bezeichnen. Vor allem aber behielt sich die Ego-Bar selbst in Zeiten von Dating-Apps wie Tinder und Lovoo ihren Ruf als Kontaktbörse Nummer eins bei.

Taxifahrer bedauert Schließung

Und heute? Nach einer hässlichen Schlammschlacht zwischen den Betreibern und dem inzwischen angelaufenen Insolvenzverfahren sind seit Ende April die Schotten dicht. Das merken nicht nur feier- und flirtlaunige Nachteulen, das spürt etwa auch das Taxigewerbe. „Schauen Sie sich das mal an“, sagte ein Fahrer am vergangenen Samstag während einer nächtlichen Tour über die Rü, „früher standen hier ohne Ende Wagen, da konnte man auch mal weitere Fahrten nach Dorsten oder Dortmund abgreifen. Das können Sie jetzt vergessen.“

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Die Ego-Bar-Partys wurden inzwischen in den Solid-Club verlegt, der von Stefan Hammerich betrieben wird. Er hatte die Geschäfte rund um die Ego-Bar im Juli vergangenen Jahres gemeinsam mit Maksim Zitnikov von Gastronomie-Urgestein Hannes Schmitz übernommen, der die Kultläden nahe der Siechenhaus-Kapelle vor 25 Jahren aufbaute. Anschließend wurde viel investiert, die alteingesessene Cocktailbar „Schwarze Rose“ etwa als Lounge „Eins 43“ mit jüngerem Konzept neu eröffnet. Sie wurde im Zuge der Insolvenz aber ebenso geschlossen wie das Restaurant „Maksim“, in dem früher das „Schmitz was sonst“ beheimatet war.

Gesucht: ein nachhaltiges Konzept für die Zukunft

Wie es mit den leer stehenden Läden weitergeht, wird von der vom Eigentümer beauftragten Asset Management Gesellschaft verhandelt. Nach Angaben deren Regionalmanagers Klaus Mühlbauer sei man sehr an einer baldigen Lösung interessiert. „Je länger die Läden dort leer stehen, umso schwieriger wird schließlich ein Neustart“, sagt Mühlbauer. Viele Interessenten seien in den vergangenen Wochen an ihn heran getreten.

Nun gelte es ein wirtschaftlich nachhaltiges Konzept zu finden, das die Zukunft möglichst langfristig sichert. Dabei sei eine gastronomische Nutzung weiterhin wünschenswert, sagt Mühlbauer und verweist in diesem Zusammenhang auf die bereits getätigten Investitionen und die dafür vorhandene Infrastruktur. Wann ein neuer Mietvertrag unterschrieben werden könne, darauf mag sich Mühlbauer nicht festlegen. Aller Voraussicht nach solle aber noch in diesem Jahr eine Folgenutzung unter Dach und Fach gebracht werden. Schließlich handele es sich um mehrere 100 Quadratmeter Fläche, bei denen sich ein Mietausfall über längere Zeit bemerkbar mache.

Ob Stefan Hammerich die Läden wieder übernimmt, ist unklar. Für eine Stellungnahme war er nicht zu erreichen. Eines aber dürfte auch ihm klar sein: Das Solid ist zwar ein gewachsener Club – die Ego-Bar ersetzen kann er aber wohl kaum.