Essen. Essen-Rüttenscheid wird bei Systemgastronomen offenbar immer beliebter. Der Hotel- und Gaststättenverband sieht diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen.
Die Systemgastronomie Vapiano eröffnet im nächsten Jahr ihre zweite Essener Filiale an der Rüttenscheider Straße. Das hat Michael Jörn bestätigt, der bei dem Unternehmen mit Sitz in Bonn für Expansionen zuständig ist. Auf 800 Quadratmetern Fläche wird in den Räumen der ehemaligen Thalia-Buchhandlung das bekannte Konzept mit italienischen Gerichten umgesetzt. Damit ist Vapiano bereits an mehr als 140 Standorten in 28 Ländern vertreten – in Essen auch am Hirschlandplatz.
Nach dem Asia-Modell COA aus Frankfurt, das demnächst die Räume von Rubacuori und Cabalou beerbt, der kürzlich eröffneten Imbisskette Bobby & Fritz am Stern sowie bestehenden Franchise-Konzepten wie Hans im Glück und Extrablatt siedelt sich damit ein weiterer Systemgastronom auf der Rüttenscheider Straße an.
Nach Ansicht von Christiane Behnke, Vorsitzende der Kreisgruppe Essen des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, ist diese Entwicklung weniger hohen Geschäftsmieten, sondern eher einem allgemeinen Trend geschuldet. „Das ist eine Generationenfrage. Gerade bei jüngeren Menschen sind diese Ketten beliebt – denn sie sehen weniger Gastronomie und Service, als viel mehr den Event-Charakter“, sagt Behnke. Darüber klagten Mitglieder aus traditionellen Gasthäusern zunehmend, berichtet Behnke. Gleichwohl sieht sie die Mischung in Rüttenscheid nicht gefährdet: „Dort gibt es mit Häusern wie beispielsweise Eule, Brenner und Ampütte ja noch verhältnismäßig viele alt eingesessene Kneipen. Auch darüber hinaus haben sich viele individuelle und inhabergeführte Gastronomien an dem Standort etabliert.“ Für eine abwechslungsreiche Gastronomielandschaft sei es wichtig, diese Individualität zu wahren.
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Immobilienmakler Eckhard Brockhoff, der in Rüttenscheid unter anderem die Geschäftsräume im Rü-Karree vermietet, sieht in der Ansiedlung von Vapiano vor allem die Qualität des Standorts bestätigt. „Die sind ja sonst eher in beliebten Innenstadtlagen zu finden“, sagt er. Grundsätzlich begrüße er den Trend – schließlich stünden Systemgastronomen meist für eine gleich bleibende Qualität und sorgten für neue Kundenströme. „Generell ist Gastronomie für den Handel gut, da sich die Verweildauer der Kunden erhöht. Allerdings muss man in Rüttenscheid aufpassen, dass das Verhältnis nicht kippt“, warnt Brockhoff.
Nachfrage aus dem Handel sinkt
Denn selbst in begehrten Lagen der Rü ginge die Nachfrage aus dem Einzelhandel nach Ladenlokalen eher zurück. Nicht zuletzt der wachsende Online-Handel sorge in der Branche zunehmend für Verunsicherung. Das beobachte er derzeit bei der ehemaligen Street-One-Filiale im Rü-Karree, für die er einen Nachfolger sucht. „Ich hätte da schon an mehr als drei Dönerbuden vermieten können. Wir wollen aber keine gastronomische Nutzung dort und sind viel mehr auf der Suche nach einem besonderen Geschäft mit Alleinstellungsmerkmal – auch, um den guten Mix in Rüttenscheid zu wahren.“