Essen. . Erstmals seit Jahrzehnten lehnt die Ratsmehrheit das Ansinnen von Grünen und Linken, die Stadt Essen solle sich von RWE-Aktien trennen, nicht rundheraus ab. OB mag nicht öffentlich diskutieren.
Grüne und Linke im Rat der Stadt Essen wussten am Ende gar nicht, wohin mit ihrer Verwunderung: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wird der Gedanke, die Stadt Essen sollte sich teilweise oder gar ganz von ihren knapp 18,8 Millionen Aktien des Energieriesen RWE trennen, von der politischen Mehrheit nicht in Bausch und Bogen abgewiesen.
Vielmehr empfahl Oberbürgermeister Thomas Kufen in der Ratssitzung am Mittwoch, die Debatte über den Umgang mit dem Wertpapieren „in irgendein Hinterzimmer“ zu verlegen. Wer wie Grüne und Linke „mit Tamtam“ die Diskussion um ein Ausstiegsszenario – womöglich im Zusammenspiel mit anderen Revier-Kommunen – führe, tue seinem Ansinnen sicher „keinen Gefallen“.
Erst den Börsengang abwarten
Kufen regte deshalb an, die Politik möge sich in nichtöffentlicher Runde auf eine Zukunfts-Strategie im Umgang mit den RWE-Aktien einigen: „Das schließt einen Verkauf zum richtigen Zeitpunkt ausdrücklich nicht aus.“ In der aktuellen Lage die entfallene Dividende und den schwachen – wenn auch am Mittwoch auf über 13 Euro spürbar anziehenden – Aktienkurs ins Feld zu führen, sei wenig originell: „Dass damit keiner zufrieden sein kann, ist doch klar. Ich weiß nicht, warum Sie so tun, als hätten Sie die Coca-Cola-Formel neu entdeckt.“
Mit der am Mittwoch verkündeten Einigung im Streit um die Atommüll-Lagerung gebe es „erstmals ein Preisschild“, um den Wert des Unternehmens seriös zu taxieren. Jetzt könne man darüber reden, ob die Stadt die Aktien schlicht behält oder zukauft, von der alten RWE-Holding in die neue RWE wechselt oder alles komplett losschlägt. Doch dies sollte man, so Kufen, keineswegs tun, bevor der fürs Jahresende angekündigte Börsengang vollzogen sei. Grünen und Linken leuchtete das wohl ein, sie nahmen den Antrag vorerst zurück. Zur Wiedervorlage im Hinterzimmer.