Essen. Das Museum Folkwang zeigt aktuelle Arbeiten der Folkwang-Fotostudenten und hat dafür das gesamte Untergeschoss im Altbau zur Verfügung gestellt.

Immer mehr Bilder, immer weniger Dogmen. Dass sich die junge Generation von Fotografen nicht mehr so sehr um die Begrifflichkeiten schert, um die -ismen und Konventionen der Fotografie, sondern ihre Sicht der Dinge im freien Erforschen und Erproben entwickelt, das kann man jetzt im Museum Folkwang sehen.

Erstmals hat das für seine lange fotografische Tradition bekannte Haus das gesamtes Untergeschoss dabei für die Fotografie-Studenten der Folkwang Universität freigeräumt: Einen Monat lang wird der Altbau zum experimentellen Ausstellungsraum. Und siehe da: Die Arbeiten sind immer noch dokumentarisch, politisch und konzeptionell, aber auch surreal, experimentell und künstlerisch inszeniert, spannend vielseitig.

Ein Ort mit großer Foto-Geschichte sind diese Altbau-Räume in jedem Fall. Hier hat schon Foto-Doyenne Ute Eskildsen Ausstellungen von Rang präsentiert. Und schon viel früher, in den 1960ern hat der große Fotolehrer Otto Steinert die Fotografie hier in Szene gesetzt, erinnert Florian Ebner, heute Chef der Fotografischen Sammlung. So stehen die 15 Master-Studierenden der Folkwang-Uni in bester Tradition, die ihre Arbeiten aus dem 3. Semester präsentieren. Die große Abschluss-Schau wird weiterhin im Sanaa-Gebäude auf Zollverein präsentiert. Weil aber im Rahmen von Studium und Lehre die Professionalisierung und die frühen Einblicke in die Abläufe der institutionellen Kunstvermittlung immer wichtiger werden, wie Professorin Gisela Bullacher erklärt, könnte diese Arbeits-Schau aus dem 3. Semester im Museum durchaus Tradition werden. Ein Ort zum Austauschen, Orientieren oder auch zum Neuausrichten.

Totes Kapital in Stein

Und weil es kein vorgegebenes Thema gibt, kann sich das Publikum über ein thematisch-breites Spektrum freuen Von den Plattenbauten aus Ost-Berlin, die Pauli Beuel vor staubgrauem Becher-Himmel in serieller Differenziertheit zeigt, bis zu Kathrin Essers Innenansichten aus NRW-Polizeistationen, die die Frage von Realität und Fiktion, von nüchternen Tatsachen und medialer Doku-Erwartung auf die Probe stellen.

Informationen zur Schau

Die Ausstellung „Masters. Phtography Studies and Practice“ ist bis zum 18. Mai im Untergeschoss des Museum Folkwang, Museumsplatz 1, zu sehen. Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr, Do/Fr 10 bis 20 Uhr. Führungen: 16., 23., 30. April und 14. Mai, jeweils 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Mit Arbeiten von Roland Baege, Pauli Beutel, Kathrin Esser, Leonie Joy Freisewinkel Javier Gastelum, Tomoya Imamura, Christian Kasners, Pia Kintrup, Paul Masukowitz, Roya Noorinezhad, Caroline Schlüter, Hella Schneider, Lucia Tollens, Vladimir Unkovic, Haoming Xu.

Was vom Börsen-Crash übrig blieb, hat Caroline Schlüter in „Scheitern“ festgehalten. Ihre Bilder zeigen Bau-Ruinen aus Island und ganz Europa, totes Kapital in Steinen, „Mausoleen der Spekulation“. Eine Gegenwartsbeschreibung zwischen Inszenierung und Dokumentation hat Tomoya Imamura in Ungarn versucht. Während sich Javier Gastelum mit der „Charta von Athen“ beschäftigt hat. Das von Le Corbusier 1943 formulierte Architektur-Credo wird zum ernüchternden Recherche-Thema seiner Fotografie. Haoming Yu zeigt schließlich atmosphärische Nacht-Aufnahmen, die das Spiel mit den Schatten ebenso beherrschen wie den atmosphärischen Subtext. Fotografie ist eben auch Lichtmalerei .