Essen. Das Museum Folkwang zeigt neue Werke des Künstlers Pierre Soulages (96). 1961 wurde ihm in Essen die erste Museumsausstellung in Deutschland ausgerichtet.

Das jüngste Bild der Ausstellung ist kaum drei Monate alt. Und man könnte meinen, die speckig-glänzenden Farb-Furchen inmitten der rußschwarzen, matten Oberfläche seien kaum getrocknet, so taufrisch wirkt das Gemälde. Und die Energie, das Strahlen, das auf dem Tiefschwarz gespiegelte Licht füllen auch an einem grauen Januartag den kleinen Saal im Museum Folkwang, das eine besondere Hommage ausrichtet. „Le Noir“ heißt die kleine, feine Versammlung dreier ganz neuer und zweier früher schwarzer Bilder, deren Schöpfer Pierre Soulages, inzwischen 96-jährig, dem Dunkel immer noch und immer wieder faszinierende, vibrierende Lichtspiele entlockt.

Der Klassiker aus Frankreich ist dabei in Essen kein Unbekannter. Schon 1961 hat das Essener Museum dem Franzosen die damals erste Museums-Retrospektive in Deutschland ausgerichtet, eine Übernahme der Kestner-Gesellschaft Hannover. Zwei Soulages-Arbeiten gehören seit dieser Zeit bereits zur Sammlung des Hauses. Und doch habe man den Maler des Lichts und der Schwärze über die Jahre ein wenig vernachlässigt, glaubt Kustos Mario-Andreas von Lüttichau heute. „Le Noir“. ist eine späte Reverenz.

Sein eigenes Museum steht in Rodez

In Frankreich sind Ausstellungs-Eröffnungen von Pierre Soulages immer noch Großereignisse. Seit 2014 ehrt außerdem ein eigenes Museum in seinem Heimatort Rodez den Teilnehmer der ersten Kasseler documenta, seine Kirchenfenster in der romanischen Abteikirche von Conques sind eine Pilgerstätte für Kunstliebhaber.

Neue Gemälde

„Le Noir“ heißt die Verneigung vor Pierre Soulages im Museum Folkwang. Bis zum 26. Juni sind drei neue Gemälde von 2015 und Arbeiten der 1950er Jahre aus der museumseigenen Sammlung zu sehen.

Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr, do/fr bis 20 Uhr.

Auch die Fenster sind riesige Lichtfänger wie alle Soulages-Werke, die mehr sind als schwarz. „Outrenoir“, überschwarz, nennt sie der Künstler selbst. Es sind reliefartige Oberflächen, die Soulages mit dem Spachtel durchpflügt und mit dem Eisenhaken bearbeitet. Er legt Farbschneisen für das Licht, entlockt der Fläche rhythmische Bewegungen und spielt in unzähligen Nuancen mit dem Material, als sei dieses Schwarz ein Meer der Möglichkeiten, das immer wieder anders schimmert, sich türmt und vertieft.

"Für mich ist dieses Schwarz ein Exzess"

Frühere Ausstellungen haben seinen Weg von der Landschaftsmalerei in den 1930ern bis zur Abstraktion nachgezeichnet, die Malereien mit Brous de Noix, der Walnussbeize, und dem malerischen Weiß, das in den 1970ern endgültig aus Soulages’ Arbeiten verschwindet. In Essen ist der Franzose längst angekommen: ganz beim Schwarz, ganz bei sich. „Soulages hat die Stärke und die Kraft, Dinge zu tun, die ganz wenige Künstler getan haben“, sagt von Lüttichau.

Soulages selber hat es Anfang der 1980er Jahre einmal so formuliert: „Für mich ist dieses Schwarz ein Exzess, eine Leidenschaft.“ Sie hält bis heute.