Essen. Jazz-Lady Dianne Reeves und die Essener Philharmoniker geben erstmals gemeinsam ein Konzert. Fagottist Federico Aluffi liebt den Jazz und die Klassik.

Normalerweise geben Mozart, Mahler und Beethoven im Berufsleben von Federico Aluffi den Ton vor. Am kommenden Donnerstag aber stehen für den Essener Philharmoniker und seine Kollegen George Gershwin und Cole Porter auf dem Programm. Dann teilen sich Essener Philharmoniker den großen Alfried-Krupp-Saal mal nicht mit internationalen Instrumental-Stars oder Dirigenten von Weltrang, sondern mit einer echten Größe des Jazz: Dianne Reeves. Die fünffache Grammy-Gewinnerin ist im Essener Konzerthaus keine Unbekannte. Doch der XXL-Auftritt mit eigener Band und großem Orchesterapparat ist eine echte Besonderheit. Aluffi freut sich auf den Auftritt, denn der 37-jährige Fagottist ist ein leidenschaftlicher Berufs-Musiker, der sein Herz auch an den Jazz verloren hat.

Zunächst war da das Saxofon, das sich Aluffi vor ein paar Jahren mehr aus Neugier zugelegt hat, um neben dem Fagott etwas anderes auszuprobieren. Dann kam der Anruf des ebenso erfolgreichen wie experimentierfreudigen Jazz-Trompeters Matthias Schriefl. Und irgendwann stand der gebürtige Italiener mit lauter professionellen Jazzmusikern auf der Bühne, die sich beispielsweise in Formationen wie „Six Alps and Jazz“ der Erweiterung des Klanghorizonts verschrieben haben.

Der Jazz zieht ins Konzerthaus

„Eine Herausforderung, aber ungemein inspirierend“, lächelt Aluffi, Über die größte Herausforderung für einen Orchestermusiker muss der 37-Jährige nicht lange nachdenken: das Improvisieren. „Man ist nicht gewöhnt, etwas zu spielen, das nicht auf einem Notenblatt steht.“ Dieses intuitive „Loslassen“ ist nun mal ausgeschlossen, wenn 100 Orchester-Musiker den Einklang suchen und geschlossen dem Einsatz des Dirigenten folgen sollen. Und trotzdem hat er Gefallen an dieser „ganz anderen Art von Energie“ gefunden. „Ich würde auch unheimlich gerne gut improvisieren können“, erklärt der Fagottist, der privat inzwischen viel Jazz hört, von Michael Breker über Oscar Peterson bis Joshua Redman, der zuletzt im Januar im RWE-Pavillon der Philharmonie zu Gast war.

Längst sind die großen Konzerthäuser der Region auch etablierte Spielstätten für Jazz und das Entertainment geworden. Meist werden Stars wie Redman dann aber von Big Bands der Rundfunkanstalten wie WDR, NDR und HR begleitet: Gemeinhin einzige Anlaufstellen für festangestellte Jazzmusiker, die meisten sind freiberuflich, längst nicht alle können von der Musik leben. Als Orchestermusiker genießt Aluffi den Ausflug ins Jazz-Fach deshalb besonders: Auch wenn es an diesem Abend wohl eher opulent und süffig statt komplex und improvisiert zugeht: „S Wonderful“ wird es mit Gershwin heißen..