Gefeierte Premiere in der Zeche Carl: Timm Beckmann sorgt mit lauter außergewöhnlichen Musikern für besonderen Mix aus Klassik und Musikkabarett
Blockflötenmusik geht an diesem Abend so: Wild mit den Armen schwingen, Haupthaar schütteln und dazu ekstatisch über die Bühne hüpfen. Wer das aus seiner Jugend ganz anders in Erinnerung hat, darf sich gleich weiter wundern: Über Philharmoniker, die Songs von Guns N’ Roses spielen, einen Opern-Bariton, der auf der Bühne einfach mal „Mahna Mahna“ macht. Und Musikkabarettisten, die große Oper improvisieren. In Timm Beckmanns „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ kommt zusammen, was sonst auf der Bühne nicht unbedingt zusammengehört: Klassik und Kabarett, Schumann-Schmelz und Pott-Schnoddrigkeit, dazu Pop-Perlen auf klassischem Instrumentarium.
Aber wer soll denn da bitteschön die Zielgruppe sein?“ dürfte mancher Veranstalter angesichts der wilden Mischung bange fragen. „Schaun wir mal“, sagt die Zeche Carl und wurde für ihre Experimentierfreude gleich zum Auftakt gebührend belohnt: Zwei Tage lang ausverkauftes Haus, restlos begeistert sowieso. Und die erfreuliche Aussicht, dass es im Mai gleich weiter geht mit der „Liga der außergewöhnlichen Musiker“. Einem Show-Format, das es auf die heiterste Weise wirklich ernst meint mit der Aufhebung von E und U.
WDR überträgt
Wer den ersten Auftritt der „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ verpasst hat: Am 6. und 13. März wird das Programm in der Sonntagabendreihe „Liederlounge“ jeweils ab 21.05 Uhr auf WDR 5 übertragen.
Der nächste Auftritt der „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ ist auch schon terminiert. Am 9. und 10. Mai geht es weiter auf Zeche Carl. Dann hat Timm Beckmann den Kabarettisten Martin Zingsheim, das GlasBlasSing Quintett sowie „Das Lumpenpack“ und „Vika Goes Wild“ zu Gast.
Für langfristige Planer: Bis zum Jahresende sind weitere Auftritte terminiert. Die Künstler spielen jeweils an zwei Abenden in der Zeche Carl und zwar am 19./20. September und am 28. und 29. November.
Timm Beckmann, Pianist, Musikkabarettist, lange Zeit die eine musikalische Hälfte von „Weber und Beckmann“ und seit Jahren mit dem Duo [pro-c-dur] in Sachen Musikkabarett unterwegs, hat das Konzept erdacht, moderiert und arrangiert. Für die Premiere dieser besonderen Mischung, die von WDR 5 auch übertragen wird (siehe Kasten), versammelte er eine exquisite Startformation auf der kleinen Carl-Bühne, von der schnoddrig-schnarrenden Akkordeon-Powerfrau Carmela de Feo als „La Signora“ bis zum zaubrisch-strahlenden Liedgesang des international gefragten Opernstars Christoph Pohl, vom hintersinnigen Kabarett-Plauderer Sebastian Nitsch mit seinen von Herzen gezischten Liebeserklärungen bis zu den drei grandiosen Musikern von „Wildes Holz“, die mit Gitarre, Kontrabass und Blockflöte mindestens so groovy drauf sind wie die Herren von AC/DC. Dazu kamen am Premierenabend die sechs Musiker der Essener Philharmoniker, die für ihren Late-Night-Auftritt eine Mischung aus Muse und Mozart präsentierten und zur Stammbesetzung der Liga werden sollen, so Beckmanns Herzenswunsch. Die Hochkultur zu Gast im Zentrum der soziokulturellen Bewegung, das hätte vor 20 Jahren auch niemand gedacht!
Aber die Mixtur gelingt ganz vorzüglich, nicht zuletzt dank Beckmanns lockerer, aber niemals klamaukiger Moderation. In der von ihm kreierten Musiker-Liga soll nicht persifliert, sondern kooperiert werden. Ein Abend eben zum Schwelgen und Schmunzeln, auch mal zum Mitsingen und Mitklatschen, und nebenbei vielleicht noch gut, um Schwellenängste zu überwinden. Der „Erlkönig“ hat an diesem Abend jedenfalls mehr Hitpotenzial als Andreas Bourani. Ein richtig guter Start für die Liga der außergewöhnlichen Musiker.