Essen. Dortmund und Bochum prüfen, ob sie sich von ihren Anteilen trennen. OB Kufen schließt dies aus. Die Grünen dagegen fordern ein Ausstiegsszenario.

  • Dortmund und Bochum prüfen, ob sie sich von ihren Anteilen trennen
  • OB Kufen schließt diesen Schritt aus
  • Die Grünen dagegen fordern ein Ausstiegsszenario

Die Verbindung zwischen der Stadt Essen und dem RWE-Konzern hält schon seit vielen Jahrzehnten. Genau genommen seit 1905. Derzeit wird die Ehe zwar stark auf die Probe gestellt. Doch für OB Thomas Kufen gilt: in guten wie in schlechten Zeiten. Anders als Dortmund oder Bochum, die einen Verkauf ihrer RWE-Anteile nicht mehr kategorisch ausschließen. Kufen dagegen sagt klar: Ein Verkauf der Aktien ist für Essen keine Option.

Die Große Koalition weiß Kufen derzeit auf seiner Seite. Die Fraktionschefs von SPD und CDU bekräftigten gestern, dass es keine Diskussion über einen Verkauf gebe. Die Grünen dagegen fordern von der Stadtverwaltung ein Ausstiegsszenario. „Auf der nächsten Stadtratssitzung werden wir einen entsprechenden Antrag stellen“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Hiltrud Schmutzler-Jäger. Auch Essen müsse dringend über einen Verkauf nachdenken, alles andere „wäre sträflich“, meint sie. „Ich sehe keine Perspektive, dass sich die Situation bessern wird.“

RWE soll Hauptsitz in Essen behalten

Essen hält rund 18,6 Millionen Aktien ab der RWE AG und gehört damit zu den größten kommunalen Aktionären. Viele Jahre brachte das stabile Erträge. Doch dieses Jahr fällt die Dividende aus und Essen fehlen plötzlich die geplanten neun Millionen Euro im Haushalt. Und nicht nur das: Der Kursrutsch der Aktie im Jahr 2015 trieb Essen noch tiefer in die Verschuldung. In den Büchern musste die Stadt den Wert ihres Aktienpaketes um über 200 Millionen Euro senken. Mit der Folge, dass Essen noch tiefer in die Überschuldung rutschte.

In Zahlen lohnt sich das Investment derzeit nicht. Aber Kufen hebt vor allem auf das strategische Signal ab. „Eine Trennung fällt anderen Städten, die kein Konzernsitz sind, sicher leichter“, meint Kufen. Am traditionellen RWE-Stammsitz arbeiten immer noch rund 5000 Mitarbeiter. Und daran soll sich auch mit der Aufspaltung der neuen Gesellschaft nichts ändern, wie RWE-Chef Peter Terium kürzlich deutlich machte. Auch die neue RWE, die seit 1. April vorläufig unter dem Namen RWE International SE firmiert, wird wie die alte RWE AG ihren Sitz in Essen haben. Deshalb sollte man eher Anreize schaffen, RWE auch künftig in Essen zu halten, sagt Kufen.

Kurs dümpelt um die elf Euro

Eine rationale Komponente, die gegen einen Anteils-Verkauf spricht, kommt freilich hinzu: „Wer bei 100 Euro nicht verkauft, verkauft auch nicht bei elf Euro“, so der OB. Gestern notierte die Aktie sogar unter elf Euro. Einen vorschnellen Verkauf wollen auch die Grünen nicht. Laut Schmutzler-Jäger brauche Essen aber ein Konzept, zu welchem Zweitpunkt, welchem Kurs ein Verkauf auf die Tagesordnung kommt.

Dortmund hält es beispielsweise für denkbar, seine Anteile an der alten RWE AG zu verkaufen und mit dem Geld in die neue RWE-Gesellschaft einzusteigen, wenn diese im Herbst an die Börse gehen soll. Denn im Moment ist es eine große Unbekannte, wie sich der Kurs der alten RWE AG entwickeln wird, in der dann die derzeit schwächelnden Kraftwerksaktivitäten verbleiben. Einen Einstieg in die neue RWE schließt Kufen für Essen bislang aus.